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Jahresrückblick 2019

Erstellt von Pfarrer Dr. Achim Dittrich | |   Pastoralteam

Von Pfarrer Dr. Achim Dittrich

Schon 2018 war weltkirchlich und national ein Krisenjahr – 2019 ging es entsprechend weiter. Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und die zutage tretende Fahrlässigkeit mancher Verantwortlichen bis hin zu den Bischöfen ließen die Kirche auch in Deutschland nicht zur Ruhe kommen. Erschütternd bleibt der Justizskandal in Australien, wo Kardinal Pell in einem fragwürdigen Prozess als vermeintlicher Missbrauchstäter verurteilt wurde – ein 78jähriger Kardinal, der wie ein Schwerverbrecher in Handschellen ins Gericht geführt wurde, obwohl gegen seine Unschuldsbehauptung nur ein Ankläger ohne Beweise steht. Gewiss haben sich auch Bischöfe schuldig gemacht, aber hier scheint ein Sündenbock vorgeführt worden zu sein; die Berufung läuft.
Darüberhinaus erschüttert die zunehmende Christenverfolgung in nicht wenigen Ländern der Welt – schockierend war zu Ostern der islamistische Anschlag gegen die Christen auf Sri Lanka. Verstärkt durch die säkulare Öffentlichkeit wurde besonders in Deutschland nach einschneidenden Strukturreformen gerufen, für die die Bischofskonferenz samt dem Zentralkomitee der dt. Katholiken
einen Reformprozess anstieß, der im Dezember als sogenannter „Synodaler Weg“ begonnen hat. Dabei sind sowohl in der Bischofskonferenz als auch in den Diözesen Spannungen aufgetreten, die den Papst im Sommer dazu veranlassten, einen Brief an die deutschen Katholiken zu schreiben; darin mahnt er die Einheit mit der Weltkirche an und benennt die Neuevangelisierung als Hauptmoment der Reform. Die Kritiker des „Synodalen Weges“ bemängeln, dass die Fixierung auf die Änderung der Zulassungsbedingungen zum geweihten Amt (Zölibat, Frauenpriestertum) einen Bruch in der Kirche heraufbeschwöre und mit dem Missbrauchsskandal nichts zu tun habe. Auch auf der Amazonas-Synode im Oktober in Rom wurde die Relativierung des Zölibats diskutiert; das Frauendiakonat allerdings nicht. Im Vatikan bestehen weiterhin massive Probleme in der internen Finanzwirtschaft.

In unserer Pfarrei stand am Jahresanfang wieder die Sternsinger-Aktion, die mit 43.113,89 Euro ein großartiges Ergebnis erbracht hat. Viele Helfer und Kinder waren segensreich auf den Beinen und haben erneut das Ergebnis des Vorjahres steigern können. Pfarreirat und Gemeindeausschüsse beendeten die Arbeit am Pastoralen Konzept, das bei der Sitzung am 22. August endgültig verabschiedet werden konnte; es wird beim Neujahrsempfang der Pfarrei am 25. Januar 2020 in Otterbach vorgestellt.
Der Verwaltungsrat traf sich achtmal in 2019 und brachte die Finanzierung für das Pfarrheim-Projekt in Weilerbach und für die Erneuerung des Fußbodens im Kapitelsaal (Otterberg) auf den Weg; letzteres Bauprojekt konnte im Dezember begonnen werden. Als erste in der Diözese konnte unsere Pfarrei die Jahresrechnungen bis 2018 prüfen und beschließen. Der alte Verwaltungsrat hat insgesamt 32  Sitzungen seit 2016 absolviert, der neue sich nach seiner Konstituierung am 5.12. bereits zu einer  zweiten Sitzung getroffen.
Auch Pfarreirat und Gemeindeausschüsse blicken auf zahlreiche Veranstaltungen und Sitzungen in den vergangenen vier Jahren zurück. Ein herzliches Vergelt’s Gott für das Engagement!
Auch einen Dank an alle, die sich bei der Vorbereitung und Durchführung der aufwändigen Gremienwahl im November beteiligt haben. Als eine von mehreren Projektpfarreien haben wir eine allgemeine Briefwahl durchgeführt (alle Wahlberechtigten bekamen die fertigen Unterlagen nach Hause geschickt). Dadurch konnten wir die Wahlbeteiligung auf 24,05 Prozent steigern – ein deutlicher Zuwachs! Vielleicht ist die Beteiligung an der Wahl für die eher seltenen Gottesdienstbesucher ein Impuls, wieder mehr am Leben der Pfarrei teilzunehmen. Dieses Mal (2. Wahl in der neuen Großpfarrei) wurden Kandidaten für zehn Gemeinden gewählt (Siegelbach hat sich Erfenbach angeschlossen; Schwedelbach ist bei Weilerbach geblieben). So wurden neben Pfarreiund Verwaltungsrat zehn Gemeindeausschüsse
gewählt. Die Konstituierung dieser vierzehn Gremien ist im Dezember bereits erfolgt, die Arbeit ist aufgenommen. Vielen Dank an die Kandidaten für Ihre Bereitschaft zum Amt in einem unserer Gremien – auf eine fruchtbringende Arbeit in den kommenden vier Jahren!

In den beiden Kindergärten haben Herr Rüschen für Otterbach (1.1.) und Frau Trobsch für  Schallodenbach (1.2.) ihre verantwortungsvolle Arbeit als Leitung angetreten. Das Land Rheinland-Pfalz hat eine Gesetzesnovelle verabschiedet, die paradoxerweise mit weniger Personal mehr
Angebot ermöglichen soll – allen Kindern soll ein Ganztagesplatz angeboten werden. Ob das finanziell und personell wirklich möglich ist, werden die kommenden Jahre zeigen – es wird wohl die Qualität der Betreuung leiden. Im Pfarramt gibt es ein neues Gesicht, Herr Bernhard Betram aus Feilbingert, der zweimal die Woche als Außendienstmitarbeiter der Regionalverwaltung einen Vormittag im Büro verbringt. Er unterstützt den Pfarrer und Verwaltungsrat bei ihren ökonomischen Aufgaben – es wäre gut, wenn sich dieser Ansatz weiterentwickelt zu einer richtigen Geschäftsführerstelle.

Herausragend im Kirchenjahr war die Osternacht, die dieses Mal in Otterbach stattfand, mit anschließender Agape-Feier im Mehrgenerationenhaus. Ebenfalls in der Mittelpunktkirche Otterbach fand am 18. August das allerdings schlecht besuchte Pfarrpatrozinium „Mariä Himmelfahrt“ statt,
verbunden mit der Aufnahme aller neuen Messdiener. Fronleichnam wurde wieder in Weilerbach
und Otterbach gefeiert, mit einem Gemeindefest im Anschluss. An Christi Himmelfahrt zogen die Wallfahrer von den umliegenden Gemeinden zum Steinernen Kreuz oberhalb des Lauerhofs, um die
traditionelle Maiandacht auf der Waldlichtung zu halten. Im Juni konnte Pfarrer Dittrich in Otterberg einen Jubiläumsgottesdienst anlässlich des 20. Jahrestages seiner Priesterweihe 1999 feiern.
Im September nahmen einige Pfarrangehörige aktiv am Diözesankatholikentag in Kaiserslautern teil;
Messdiener fuhren mit dem Rad hin und zurück. Am 3. Oktober besuchte eine Gruppe der Pfarrei das Kloster Eberbach, geleitet von Pfarrer Fleck. Im Dezember waren die Sakristane/innen eingeladen zu einer Tagesfahrt auf den Odilienberg im Elsaß. Als Vorbereitung auf die Israel-Reise im Februar 2020 fanden drei vorbereitende Veranstaltungen für die 22 Teilnehmer statt.
Die Gemeinde Otterbach feiert seit September das 130. Weihejubiläum ihrer Kirche, die 1889 benediziert, 1890 vom Bischof geweiht worden ist. Es erschien pünktlich zum Jubiläumsbeginn ein kleiner, illustrierter Kirchenführer sowie zwei Sorten Jubiläumswein mit eigenem gestaltetem Etikett. Eine Reihe von Konzerten und Vorträgen bereichert die Jubiläumszeit, die im April 2020 mit dem eigentlichen Weihejubiläumsgottesdienst enden wird.
Die Schwedelbacher katholische Kirche wurde im August als „Radwegekirche“ ausgewiesen, mit einer Andacht und einem Festakt, bei dem auch die kommunale Politik vertreten war. Erst zwei Kirchen in der Pfalz sind Teil des bundesweit wachsenden Netzes von Radwege-Kirchen, die – ähnlich wie Autobahnkirchen – eine besinnliche Einkehr ermöglichen sollen.
Die Kolpingfamilie Erfenbach feierte im August mit Pastoralreferentin Christiane Gegenheimer ihr 70jähriges Bestehen. Weihbischof Otto Georgens am im September zur Firmung, die dieses Mal in
Schallodenbach stattfand. Die 29 Jugendlichen waren im August auf einem Glaubensgemeinschafts- Wochenende in Maulbronn gewesen. Der Hungermarsch fand ebenfalls in Schallodenbach statt, im Oktober; die Beteiligung war wieder mäßig, aber der Spendenertrag (10.675,35 EUR) kann sich immer noch sehen lassen.

Im Pfarreirat wurde 2019 über die Zulassung von protestantischen Ehepartnern zur Kommunion diskutiert: Pfarrer Dittrich kann diese vom Bischof eingeräumte Option nicht mittragen, ebenso wenig wie die Aufhebung aller Einschränkungen für Geschieden-Wiederverheiratete. Vor diesem Hintergrund teilte er zum September mit, dass er Ende Februar sein Amt in Otterberg aufgeben wird. Als weiteren Grund führte er an, dass die Tätigkeit als Leitender Pfarrer zunehmend der eines Geschäftsführers gleiche und die Verwaltung überhandnehme; die Pfarrei verwandle sich zunehmend in einen Service-Betrieb mit den entsprechenden ökonomischen und bürokratischen Anforderungen. Daher habe er den Bischof um eine Freistellung gebeten, damit er sich für vier Jahre der Theologie widmen kann, bei einem mariologischen Projekt in der Diözese Regensburg. Der Bischof hat diesem Wunsch entsprochen.
Die Stelle des Leitenden Pfarrers wird zum August 2020 ausgeschrieben, die Vakanz überbrückt Dekan Steffen Kühn aus Kaiserslautern; die Gottesdienstordnung kann ungeschmälert aufrechterhalten
werden.
Das Pastoralteam erfuhr 2019 einen kleinen Einschnitt, da Frau Benz ihre Stelle als Gemeindereferentin
um 30% reduziert hat und seit September nur noch mit einer halben Stelle präsent ist; die andere Hälfte widmet sie sich der Gemeindeberatung in der Diözese.

Die Statistik der Pfarrei in 2019 (Stand: 2.12.):
• 8.329 Katholiken
• 35 Taufen
• 58 Erstkommunionen
• 29 Firmungen
• 8 Eheschließungen
• 81 Beerdigungen
• 104 Austritte
• 2 Eintritte

Die Kirche steckt in einer fundamentalen Krise, da die Entchristianisierung der Gesellschaft immer weiter fortschreitet. Das zeigt sich z.B. daran, dass nicht mehr alle Kinder katholischer Eltern getauft werden bzw. zur Erstkommunion gehen; die Teilnahme an der Firmung ist schon seit längerem unter der 50%-Marke. Nun steht die Kirche unter Veränderungsdruck! Aber sie sollte sehr genau prüfen, worin ihre Fundamente bestehen, was von Gott stammt. Sehr genau muss zwischen den Einflüsterungen des modischen Zeitgeistes und Gottes Geist für unsere Zeit und Lage unterschieden werden. Darum braucht es viel Gebet auf allen Ebenen der Kirche, damit die Reform konstruktiv und einend verläuft statt zu einer zweiten Reformation zu werden. Eine zerstrittene Christenheit  verdunkelt das Evangelium – möge uns der Heilige Geist in Wahrheit und Liebe führen!

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