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50 Jahre Sankt-Stephanus-Kirche, Siegelbach (Rückblick)

Erstellt von Pfr. Dr. Achim Dittrich | |   Siegelbach

Am Sonntag, den 3. September, hat die Gemeinde von Siegelbach ihr goldenes Weihejubiläum gefeiert.

Pfarrer Dittrich zelebrierte die Festmesse, Pfarrer Bernd Schmitt aus Waldfischbach hielt die Festpredigt. Musikalisch wurde der Gottesdienst hervorragend durch das Erfenbacher Kolping-Blasorchester unter Leitung von Frau Rebehn sowie Oliver Schreyer an der Orgel gestaltet. Neben Gemeinderefentin Petra Benz nahmen noch eine Schar von Messdienern aus Siegelbach und vor allem Erfenbach teil. Vertreter des protestantischen Presbyteriums sowie Ortsbürgermeister Gerhard Hach zeigten durch ihre Präsenz Verbundenheit mit der katholischen Gemeinde.
Pfarrer Schmitt stammt aus Siegelbach und berichtete in der Predigt über Kindheitserinnerungen sowie seine Primiz 1992. Er ließ anklingen, dass die Kirche von Anfang an zu groß konzipiert gewesen sei und nun einer ungewissen Zukunft entgegengehe. Tatsächlich ist das Gemeindeleben in Siegelbach sehr überschaubar, umso staunenswerter war der gute Verlauf des Festes, mit den wenigen Helfern. Nach dem schönen Gottesdienst schloss sich ein Umtrunk im Pfarrsaal an, in dem eine Fotoausstellung über die Erbauung der Kirche sowie die Gemeindegeschichte zu sehen ist (noch bis Anfang Oktober).
Pfarrer Dittrich hat bei Siegelbacher Katholiken sowie im Diözesanarchiv in Speyer manche Information und manches alte Foto auftreiben können. Interessant ist die Vorgeschichte der Kirchenweihe, die am 3. September 1967 Bischof Isidor Emanuel vorgenommen hat. Siegelbach war bis 2011 eine Filiale von Erfenbach, das selbst erst 1959 zur Kuratie und 1964 zur Pfarrei geworden war (zuvor waren beide Filialen zu Otterbach; Erfenbach mit einer Kirche von 1927). Nach dem die Erfenbacher Katholiken ihre im Krieg zerstörte Kirche in den 1950er Jahren wieder aufgebaut hatten, unterstützte Kurat Bernhard Kern die Bemühungen der Siegelbacher Katholiken für eine eigene Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele Katholiken in den einst ganz protestantischen Ort gezogen und man dachte, es würden noch viel mehr werden. Am 13. März 1960 wurde ein Kirchbauverein gegründet (mit 27 Mitgliedern, mit Julius und Jakob Stumpf, Jakob Lambrecht, Norbert Weber, Luitpold Lierse sowie August Metzger als führenden Kräften), der in den folgenden Jahren über 14.000 Mark sammeln und einiges an Eigenleistung beim Bau selbst beisteuern konnte. Am 1. Februar 1965 wurde die Kirchenstiftung St. Stephanus errichtet (mit Karl Eltschkner, Georg und Jakob Lambrecht, August Metzger, Julius Rinder, Julian Skawinski, Norbert Weber, Günter Wildung als Kirchenräten); bereits 1963 war für 14.371 Mark von der Ortsgemeinde das Baugrundstück erworben worden. Am 1. Mai 1966 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt, nach einem Plan des Bischöflichen Baurats Alois Atzberger und Architekt Erhard Leidner. Den Löwenanteil der Bauarbeiten führte die Firma Josef Müller aus Kaiserslautern durch. Viele Firmen aus der Umgebung und Region waren beteiligt, und bereits 16 Monate später konnte die Kirchenweihe stattfinden. Während die Ölheizung von 1967 heute noch ihren Dienst tut, mußten bereits 1970 rostende Fensterrahmen ersetzt werden. Die ursprünglich geplante Orgel auf der Seitenempore kam nicht zur Ausführung, da die kleine Gemeinde dafür kein Geld aufbringen konnte. Von den knapp 803.447 Mark Baukosten hatte die Kirchenstiftung knapp 90.000 aufgebracht, 40.000 Mark kamen vom Land, der große Rest von der Diözese. Unter Pfarrer Fischer konnte in den 1980er Jahren eine Elektro-Orgel angeschafft werden; es kamen noch Heiligenfiguren (Hl. Josef, Gottesmutter) hinzu. Pfarrer Dittrich ließ 2016 eine Lautsprecheranlage installieren und schaffte zum Goldenen Jubiläum einen Kunstdruck des Patrons Stephanus an (ein Gemälde von Giorgio Vasari, Vatikan-Museum).
Im Festgottesdienst wie in der Fotoausstellung kamen auch die Pfarrer von Erfenbach-Siegelbach zur Sprache: Bernhard Kern (1959-1968), Laurent Keulen (bis 1974), Gerhard Fischer (bis 1995), Michael Jung (bis 1999), Ewald Sonntag (bis 2011), Gregor Glapa (bis 2014), seither Achim Dittrich (Leitender Pfarrer). Derzeit zählt die katholische Gemeinde von Siegelbach 550 Mitglieder; seit 2016 bildet sie eine Gemeinde innerhalb der Großpfarrei Mariä Himmelfahrt, Otterberg, und hat einen dreiköpfigen Gemeindeausschuss, geleitet von Frau Dr. Maria von Emmert, mit Frau Karin Fleder und Frau Sylvia Mysliwicz. 
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob es eine Zukunft für die katholische Kirche in Siegelbach gibt. Entscheidend wird sein, dass die örtlichen Katholiken „aufwachen“ und wieder das Gemeinde- und Gottesdienstleben mittragen. Am Festgottesdienst nahmen viele ältere Semester teil, die zum Teil die Weihe vor 50 Jahren selbst miterlebt haben. Jüngere Semester waren wenige gekommen, so dass mehr dankbare Erinnerung als Zukunftsperspektive in der Luft lag. 

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Foto: © by privat