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Odyssee eines Altars

Erstellt von Kurt Schäfer, Weilerbach | |   Weilerbach

Der ehemalige Weilerbacher Jakobsaltar schmückt heute die Heilig-Kreuz-Kirche von Landau.

Vorbemerkung: Anlass für den folgenden Text war ein Beitrag in der Wochenend-Beilage der „RHEINPFALZ“ vom 15.07.2017. In dem Bericht einer Redakteurin über den komplizierten Wiederaufbau des spätbarocken Kunstwerkesam neuen Standort waren mehrere fehlerhafte Textstellen, die trotz der Bitte um Berichtigung unkommentiert blieben.

Zur Sache:
Burghard und Gabriele Knauf, das Steinmetzehepaar, waren nicht die ersten, die die schwierige Aufgabe hatten, den acht Meter hohen Altar aus hunderten Einzelteilen - einem Puzzle gleich - wieder in seiner ganzen Pracht in einer der Kirchen Landaus aufzubauen.
Der Altar hat im Laufe von fast 250 Jahren eine wahre Odyssee hinter sich gebracht. Als dem Andenken des Heiligen Jakobus gewidmetes Kunstwerk wurde er von einem nicht mehr namentlich bekannten Meister 1768 gebaut und 1770 in Worms geweiht.
Seine erste Heimstatt fand der Altar wahrscheinlich im Dominikanerkloster zu Worms, von wo aus er 1805 der katholischen Kirchengemeinde von Weilerbach geschenkt wurde. Während der Herrschaft Napoleons war das Bistum Worms aufgelöst worden, und viele Altäre aus den Kirchen des ehemaligen Kirchenbezirks wurden - um sie vor der Zerstörung zu bewahren - an Pfarreien der Pfalz weitergegeben. Die Pfarrei Weilerbach hatte lediglich für Abbau, Transport, Wiederaufbau sowie für die Verpflegung der diese Aufgaben ausführenden Handwerker zu zahlen.

Die beiden die Altarfront schmückenden Gemälde wechselten zwischendurch mehrmals ihre Themen. So zeigte die große zentrale arstellung ursprünglich eine barocke Madonna mit Kind; bis in die 1950er Jahre dann eine Szene zur Verehrung des Hl. Kreuzes, gemäß dem wichtigsten Patrozinium des Weilerbacher

Gotteshauses.

Das in der Altarspitze sichtbare Bildmedaillon zeigte auf einer Eisenplatte ursprünglich ein Herz-Jesu-Motiv; und heute sieht man hoch oben die Opferungsszene auf dem Sinai mit Abraham und seinem Sohn Isaak.

In der Zeit der großen Renovierungsmaßnahmen im Kircheninneren 1968/69 wurde der Weilerbacher Jakobsaltar abgebrochen und seine Bauteile in der alten Pfarrscheune zwischengelagert. Seine Zukunft war höchst ungewiss. Vor der drohenden vollständigen Zerstörung bewahrte ihn die katholische  Kirchengemeinde in Freinsheim, an der Spitze Pfarrer Wilhelm, die so zum Retter dieses Gesamtkunstwerkes wurden.
Die Pfarrei Freinsheim ließ den Jakobs-Altar, der rund 170 Jahre lang die Weilerbacher Kirche geschmückt

hatte, als Seitenaltar in ihrem Gotteshaus aufbauen. Und dass er nun nach weiteren rund 50 Jahren in Freinsheim künftig als Hauptaltar eine neue Heimat in Landaus Hl.-Kreuz-Kirche findet und die Gläubigen zu Besinnung und Gebet einlädt, ist der schöne Abschluss einer bewegten Historie.

Wer sich über ein ganzes Dutzend Altäre mit vergleichbarem Schicksal informieren möchte, sei auf Berthold Schnabels hochinteressante Arbeit dazu verwiesen. Der Titel: „Kunstwerke aus säkularisierten Wormser Kirchen in Gotteshäusern der Pfalz“, herausgegeben von den Heimatfreunden Deidesheim, Heft 20, 2009.

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© by privat,Werner Proksch, Landau