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WOVON DAS HERZ ÜBERFLIEßT, DAVON SPRICHT DER MUND

Erstellt von Petra Benz, Gemeindereferentin | |   Impulse

Wir müssen reden, Gott!

So langsam platzt mir der Kragen, Gott! Es ist einfach zu viel!
Und du hast doch gesagt, oder hast mir zumindest durch deinen Evangelisten Lukas sagen lassen „Wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund!“ Also reden wir, Gott! Und unterbrich mich nicht!
Im Moment kommen meine Gedanken einfach nicht zur Ruhe. Zu viele Themen, zu viel Bewegendes:

Seit Donnerstag ist Krieg in Europa. Laut Routenplaner braucht man ohne Zwischenstopp über Berlin – Posen - Warschau nach Kiew, wo gerade russische Panzer durch die Straßen rollen, knapp 22 Stunden. Eintausendneunhundertfünfundsechzig Kilometer von meinem Schreibtisch bis in den Krieg. Das ist verdammt nahe, Gott! Viel zu nahe für meine Begriffe! So nahe, dass ich nicht einfach wegsehen kann.
Mich beschäftigt, wie es den unschuldigen Zivilisten geht, den Familien und alten Leuten, den jungen Männern, die plötzlich in den Krieg ziehen müssen. Es wird Tote und Verletzte geben und viele unschuldige Opfer! Bist du bei ihnen, Gott?

Und ich frage mich, ob die russischen Soldaten gerade gerne für ihren Präsidenten und seine Ideen kämpfen? Die gehen nämlich auch ein Risiko ein, während er in seinem Palast mit goldenen Türen und unter hohen Sicherheitsvorkehrungen im Warmen sitzt. Auch auf der Seite der Russen wird es Tote geben, werden Menschen sterben, die nichts Anderes tun, als ihrer Arbeit als Soldat nachzugehen – für Volk und Vaterland. Auch sie haben Familien, Frauen und Kinder. Warum geschieht das, Gott?

Und natürlich sorge ich mich auch um die Menschen hier in Deutschland und den anderen europäischen Staaten. Durch die Sanktionen der EU werden die Preise für Gas und Öl noch weiter steigen. Es gibt jetzt schon viele Familien, die unter den Preissteigerungen leiden. Wie wird das dann, wenn alles noch teurer wird? Die wirtschaftliche Schere zwischen denen, die sich alles leisten können und denen, die den Gürtel immer enger schnallen müssen, wird immer größer. Wie kommen wir aus der Lage wieder raus, Gott?
Natürlich ist da noch mein Dauerthema, Gott: Die Situation meine Kirche! Jetzt treten die Menschen nicht nur aus, weil ihnen die Reformen und die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu langsam gehen – nein: Es gibt auch Menschen, die austreten, weil es Reformen gibt und weil die Missbrauchsfälle eben nicht unter den Teppich gekehrt werden. So langsam weiß man gar nicht mehr, was man als Hauptamtliche in der Kirche noch sagen soll? Das ist ein ganz schön großes Schlamassel!

Und du, Gott? Du sprichst mitten in dieses Gedanken- und Gefühlschaos hinein deine immer gleiche Botschaft: Alles wird gut, wenn du nur am Glauben festhältst und dein Leben gut gestaltest. Alles wird gut, wenn du zuerst einmal bei dir aufräumst, bevor du andere verbessern willst. Alles wird gut, wenn du dir Menschen zu Vorbildern machst, die ihr Leben am Gebot der Liebe orientieren. Du, Gott, sagst mir, dass ich gute Früchte bringen soll und nur, wenn mein Herz mit Gutem gefüllt ist, ich auch Gutes tun kann. Das ist aber gar nicht so einfach in einer Welt, in der es nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Farben dazwischen gibt.

Und dennoch: Es ist gut, dass es dich gibt, Gott! Auch wenn ich noch keine Lösung für die vielen Gedanken, Sorgen und Probleme habe, so kann ich wenigstens mit dir reden!

Petra Benz, Gemeindereferentin

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EVANGELIUM LK 6, 39–45

In jener Zeit

39sprach Jesus in Gleichnissen zu seinen Jüngern:

Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen?

Werden nicht beide in eine Grube fallen?

40Ein Jünger steht nicht über dem Meister;

jeder aber, der alles gelernt hat,

wird wie sein Meister sein.

41Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders,

aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?

42Wie kannst du zu deinem Bruder sagen:

Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!,

während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst?

Du Heuchler!

Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge;

dann kannst du zusehen,

den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

43Es gibt keinen guten Baum,

der schlechte Früchte bringt,

noch einen schlechten Baum,

der gute Früchte bringt.

44Denn jeden Baum erkennt man an seinen Früchten:

Von den Disteln pflückt man keine Feigen

und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben.

45Der gute Mensch bringt

aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor

und der böse Mensch bringt

aus dem bösen das Böse hervor.

Denn wovon das Herz überfließt,

davon spricht sein Mund.

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