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Versuchung

Erstellt von Christiane Gegenheimer, Pastoralreferentin | |   Impulse

Heute, am 1. Fastensonntag geht es im Tagesevangelium (Lk 4,1-13) kurz gesagt um "Versuchungen"...

... Und, mit all den schweren Themen vor Augen war ich schon in der Versuchung mir zu sagen: "Ach, heute wird doch der Hirtenbrief unseres Bischofs verlesen. Damit gibt es schon einen Impuls, Glück gehabt. Meine Ideen dürfen Pause machen."
Na ja - Pause machen.
Auch so eine Versuchung! Sich denken: Bei all diesen Nöten, Ängsten, Katastrophen, die durch die Menschen ausgelöst werden - durch Staaten, Machthaber und manche auch durch Naturgewalten - da spüre ich meine Ohnmacht so richtig deutlich und frag: Was kann ich schon tun?
Und da ist doch es eine Versuchung zu sagen: "Nichts. Nichts kann ich tun. Rein gar nichts."
Und dann?
Dann kann ich mich zurückziehen. In meine Höhle der Einsamkeit, des Selbstmitleids oder in meine Schmollecke.
Tatsache: das ist ein Weg, mit Ohnmacht umzugehen.

Doch wie lautet schon eine Bitte im Gebet, das alle Christen auf der Welt verbindet?
Vater unser ... und führe uns nicht in Versuchung ...
Wer glaubt denn das? Gott führt uns nicht in Versuchung, da hat schon Papst Franziskus auf die irreführende Übersetzung hingewiesen, gemeint ist: Gott führt uns auch in der Versuchung:
Wenn wir uns Gott anvertrauen, der Versuchung der Resignation nicht nachgeben, dann bewirken wir auch etwas:
Es ist so schön zu sehen, wie in Zeiten größter Not plötzlich von vielen Seiten Hilfe sprießt - Hoffnung!
Sei es das Kommunionkind, das seinen zweiten Rucksack packt für ein Kind, das an der ukrainisch-polnischen Grenze mit nichts als den eigenen Kleidern am Leibe ankommt. Sei es die Familie, die zusammenrückt und Wohnraum anbietet für Frauen und Kinder, die vor Waffengewalt fliehen müssen und ihren Mann und Vater im Kriegsgebiet zurückließen. Sei es die Kolpingfamilie vor Ort, in deren KlädderStubb nun gesammelt wird für Flüchtende. Sei es der Verein, der Menschen im armen Moldawien unterstützt, wo zur Zeit ganz viele Flüchtende aus der Südukraine ankommen. Seien es die Menschen, die sich in Friedensdemonstrationen zusammentun und mit dem Lied: "Dona nobis pacem" Gott um sein konkretes Eingreifen, um seine Hilfe und seinen Schutz bitten. Seien es die Menschen vor Ort, die auf vielerlei Arten beten - gemeinsam, und auch alleine, dass diese Situation eine gute Wendung nimmt oder eben gut ausgeht. Sei es der Bericht einer jungen Frau aus den U-Bahnschächten in Kiew: "Hier wird so viel gebetet wie schon lange nicht mehr."


Ja, es stimmt: In Fragen der großen Politik sind wir machtlos. Da hilft "nur noch" beten. Doch ich glaube daran, dass das Gebet viel bewirkt. Es geschehen immer wieder Wunder!

Jesus hat den Versuchungen widerstanden! Er verwandelte (1.) weder auf dem leichten Weg Stein zu Brot mit dem hochmütigen Gedanken: "Weil ich es kann", noch wollte er (2.) die Macht und den Einfluss über alle Reiche der Erde - nicht das Böse durfte im Vordergrund stehen - und auch der letzten (3.) Versuchung, Gott zu testen ohne echte Not - dir wird schon nichts passieren, wirst ja aufgefangen, wenn du springst... Jesus erkannte die bösen Auswirkungen, wenn er diesen Versuchungen nachgegeben hätte.

So bitte und bete ich, dass Gott den Versucher stoppt:
Dass der Versuchung in den Allmachtsphantasien eines einzelnen Menschen dann doch ein Riegel vorgeschoben wird, dass Gottes Geist im aktuellen Fall Wladimir Putin und seine Regierung zur Einsicht führt. Krieg und Töten (besonders unschuldiger Menschen) kann nie die Lösung sein ...
Dass wir der Versuchung zu Resignieren nicht nachgeben. Dass der "einfache" Weg für uns nicht zur Option wird. Und dass wir über allem Entsetzen über die Bedrohung durch einen möglichen Atomkrieg auch die anderen Krisenherde und Nöte unserer Brüder und Schwestern nicht vollständig aus dem Blick verlieren.

Gott steh uns bei!
Du hast es versprochen!
Schenke der Welt nach deinem Willen Einheit und Frieden!

Pastoralreferentin
Christiane Gegenheimer

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