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Der Boden in mir

Erstellt von Pastoralreferentin Christiane Gegenheimer | |   Impulse

Was es da so an Böden gibt, wo Samen Wurzeln schlagen kann - davon erzählt das heutige Evangelium bei Matthäus 13,1-9ff.

Im Frühjahr hatte ich dieses Jahr tatsächlich die Gelegenheit, das Wachstum und Sprießen im Garten und im Wald etwas näher beobachten zu können. Ja, schon klar – Corona, man mag es gar nicht mehr hören – doch das Zuhausebleiben aufgrund der Pandemie hat mir diese Gelegenheit gegeben.
Da gab es die Waldwege, auf denen ich mit meiner Tochter Fahrrad fuhr, Rotsandstein mit kleinen Trieben darauf, zwischen den Dornen im Garten versuchten die Johannisbeersträucher ihr Glück. Auch die Beete mit Erdbeeren und Gemüse wurden von uns bearbeitet und beobachtet. Ein Bohnentagebuch wurde als Projekt für die Schule geführt.
Viele unterschiedliche Böden – Samen konnte unterschiedlich sprießen und wachsen – in vielen Fällen auch Früchte tragen.

Von solch einer Erfahrung berichtet heute das Evangelium – vom Sämann, der aussäht – und dessen Samen auf vier unterschiedliche Böden fällt: auf den Weg, den Felsen, die Dornen und auf den guten Ackerboden.
Ich kenne die Deutung, dass mit dem Sämann Jesus gemeint ist – mit dem Samen Gottes Wort – die frohe Botschaft. Der Boden – das sind die Herzen der Menschen, in denen das Wort Gottes wurzeln will.

Fein, hab ich mir immer so gedacht – bei mir ist es ja wohl auf fruchtbaren Boden gefallen. Bin ja gläubig, bete viel und trage das Wort immer in mir, versuche, es zu leben.
Mittlerweile habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass ein Herz nicht nur fruchtbaren Boden birgt, nein – da ist auch der Weg, also der Alltag, die alltäglichen Sorgen, die viel von der guten Nachricht auffressen. Der Alltag, der gar nicht zulassen will, dass Gottes Wort im Herzen Wurzel schlagen kann. Das passiert – von Zeit zu Zeit.
Dann geht Gottes Wort, die Ideen, welche ich daraus gewinne in mir zeitweise nur wie auf einem Felsen auf – ich bin Feuer und Flamme, enthusiastisch, total begeistert – doch es kann nicht Wurzeln schlagen – und in Situationen von Hast, Eile, Zeitnot – da ist es wie weggeweht ob der vielen Gedanken, die ich mir sonst noch so mache.
Dornen – ja, ich muss leider zugeben – da sind auch Dornenhecken im Herzen – das Gefangensein im Hamsterrad des Sich-selbst-optimierens, das Ich-schaffe-das-doch und zwar allein, ich bin selber groß – habe mein Glück selbst in der Hand. Dieser Druck, den ein Mensch sich selbst macht – dieser Druck erstickt die Frohe Botschaft von der Berufung zur Freiheit der Kinder Gottes, dass ich eben nicht alles selbst erledigen muss – dass ich abgeben darf. Und dann gibt es noch die Leute, die daneben stehen und mich fragen, ob ich noch normal ticke - immer noch "für diesen Verein" unterwegs bin. Einzustehen, für das, was mir wichtig ist - nicht gleich aufzugeben bei Schwierigkeiten ist nicht immer leicht - sich die Luft zum Atmen zu erkämpfen.
Wir alle verhalten uns demnach, wie es Jesus beschreibt: sind beschäftigt und zugeschüttet, sind kraftlos und materiell ausgerichtet- und doch ist da auch der gute Boden in uns allen: manche Auswirkungen des Wortes Gottes wachsen in mir - in uns allen.
Das Evangelium, das wir hören – in der Kirche, im Fernsehen, das wir vielleicht auch selbst in der Bibel lesen - es geht nicht nur ins eine Ohr hinein, und dann durchs andere wieder hinaus. Gottes liebevoller Blick, seine Gnade helfen uns weiter. Es ist etwas Großartiges, regelmäßig zu glauben, zu beten, sich im Gottesdienst Kraft zu holen, zu verzeihen und zu helfen.

Vergessen wir nicht, dass der wichtigste Same, der in uns wachsen will die Liebe ist. So nennt Jesus in der Zusammenfassung aller Gebote die Liebe als das Wichtigste: die Liebe zu Gott, zu den Menschen und zu uns selbst. Wir haben es in der Hand – wir können Gottes Wort wahr werden lassen, wachsen lassen, wenn wir es leben, indem wir einander so lieben, wie Er uns geliebt hat. Der kostbare Same der Liebe geht in uns auf. Gott lässt wachsen.

Was heißt das?
Liebe leben, in uns die Sorgen unserer Mitmenschen tragen, die Sorgen Gott hinhalten, an ihrer Lösung mitwirken, als ob es um unsere eigene Angelegenheit ging.
Uns selbst und das eigene Ego von Zeit zu Zeit zu vergessen, um Freud und Leid des anderen zu teilen. Es gibt dabei unerwartete Früchte – wie mir Rückmeldungen immer wieder zeigen.

Bitten und beten Sie heute mit mir, dass die Samen in unserem Leben – auch wo es uns unmöglich scheint, dass sie doch gute Früchte bringen.

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