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Die Macht der Worte

Erstellt von Christiane Gegenheimer, Pastoralreferentin | |   Impulse

Viel hab ich darüber nachgedacht. Aktiv in den sozialen Netzwerken bin ich, seit es sie gibt.

Ich wollte immer mit Jugendlichen in Kontakt bleiben. Dies war deren Medium… und ist auch meines geworden. Irgendwie.
Doch in den sozialen Medien - da entfalten Worte eine ganz eigene Wirkung. Ein "Gefällt mir" macht geradezu süchtig nach mehr. Was, wenn es nicht ankommt und gefällt, wie, wer, was ich bin und vor allem: Was ich denke und meine?
Verliere ich dann "Nachfolger", also Follower? Sollte ich am besten die vorherrschende Meinung wiedergeben und komme besonders dann an, wenn ich zu den Guten gehöre? Ist es gut und richtig, über andere moralisch zu urteilen? Ihnen den gesunden Menschenverstand abzusprechen…
Puh - "schweiß-von-der-Stirn-wisch" - welch ein Dilemma.

Also ich sehe: Worte haben Macht!
Und ich kann diese Macht einsetzen - kann etwas mit Worten machen: Meine Worte können Gefühle auslösen: Begeisterung, Leidenschaft, Hoffnung, Liebe, Vertrauen und auch Zuversicht kann ich in anderen Menschen wecken. Die Medaille hat auch eine Kehrseite:  Hoffnungslosigkeit, Angst, Traurigkeit, Verletzungen, Enttäuschung und Einsamkeit kann ich mit meinen Worten genauso wecken. Worte können Kraft geben oder auch lähmen. Worte können in Aufruhr versetzen, anstacheln oder beruhigen. Worte können mutlos machen oder trösten.

Woher kommt diese Macht?
Jedes einzelne Wort hat für uns ganz persönlich eine Bedeutung. Diese speist sich aus Erinnerungen, aus Vorstellungen und Bildern, die wir ganz individuell mit bestimmten Worten verbinden. Wir verknüpfen Gefühle mit dieser Bedeutung.

Und dann ist da heute im Johannesevangelium die Rede vom LOGOS - vom WORT oder SINN oder LEHRE oder ZUNGE.
Was ist denn nun damit gemeint?

Im Anfang war das WORT. Das erinnert mich an die Schöpfungserzählung: Im Anfang schuf Gott … Gott hat gesprochen - und es wurde Licht.
Zuerst Licht! - Schon ein winzig kleines Lichtchen vernichtet die Finsternis…
Und bei dem Evangelisten Johannes kommt auch das Licht in die Welt. Und der Bote Johannes der Täufer - er legte Zeugnis ab für dieses Licht.

Gottes WORT kam in die Welt. Auf sein Wort hin ist alles geworden. Alles.
Da staune ich aber: So mächtig ist Gottes Wort!
Alles wurde!

Und dann liegt dieses WORT in der Krippe - ganz und gar ohnmächtig. Ausgeliefert.
Hat Fleisch angenommen.
Aus Liebe!
Die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.
Denen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.

Gottes Wort ist ganz anders als meine Worte oder Worte in den sozialen Medien - sein Wort ist in den Ohnmächtigen groß und wirksam.
Nun ja, ohnmächtig fühle ich mich im Moment auch an so manchen Tagen. Ausgeliefert.
Doch durch das Wort des lebendigen Gottes bin ich ganz persönlich gemeint. Bin angesprochen und somit nicht hoffnungslos. Das ist es doch, was Gottes Wort in mir bewirkt: Hoffnung, Zuversicht, das Wissen, dass ich nicht allein bin, sondern von Ihm begleitet in allem, was ich erlebe. Sein Wort gibt Orientierung in jeglichen Lebenssituationen.

Und dadurch wächst in mir Liebe - als Antwort auf sein Wort. Und diese Liebe drängt mich zur Tat - sie bewirkt etwas. Beispielsweise, dass ich genau diesen Impuls in den sozialen Medien einstelle, weil ich Mut machen möchte. Weil ich hoffe, dass nicht die Angstmacher und Weltuntergangspropheten die Stimmung beherrschen - sondern, dass das Vertrauen zu unserem Gott wächst. Dass wir aus unserer Schockstarre erwachen und unsere Ängste nicht zu einem schlechten Ratgeber über unser Leben aufsteigen lassen. Gott geht mit! Er ist an unserer Seite, auch im Leid. In jeder Situation, in der Entscheidungen zu treffen sind. Vertrauen wir Ihm unsere Sorgen und Nöte an. Lassen wir Sein Licht in uns leuchten.
Und halten wir es mit Ihm - lassen wir seine Liebe unsere Worte bestimmen. Unsere Worte in persönlicher Begegnung - und erst recht in den sozialen Medien.

Ein gesegnetes neues Jahr 2022
wünscht Ihnen Ihre
Pastoralreferentin Christiane Gegenheimer

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Bild: Peter Weidemann in pfarrbriefservice.de