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Bist du da, Gott?

Erstellt von Christiane Gegenheimer, Pastoralreferentin | |   Impulse

Mitten im Alltag - Joh 21,1-19

Vor meinem inneren Auge sehe ich sie. Die Männer, die Freunde.
Nun ja, die Welt dreht sich weiter - auch wenn sie zunächst still zu stehen schien, als ihr Meister und Freund Jesus am Kreuz gestorben war. Und weil die Welt sich weiter dreht, müssen sie machen, was sie immer schon gemacht haben: fischen - fürs tägliche Essen, fürs tägliche Brot.
Doch in dieser Nacht wurde nichts draus. Nicht mal das, was sie können, was sie gewöhnt sind funktioniert. Das heißt: Kein Fang, kein Geld, nichts, um die Familie zu unterstützen. Wo ist da noch eine Perspektive?

Und plötzlich ereignet sich Auferstehung! Mitten im Alltag.
Jesus, der Auferstandene erwartet seine Freunde frühmorgens am Ufer. Er nimmt ihre Schwere und Mutlosigkeit wahr. Da macht er ihnen Mut: Werft die Netze nochmal aus! Die Freunde erkennen Jesus zunächst wieder mal nicht, trotzdem folgen sie seinem Rat. Ihre Seele ist betrübt, der Blick scheint immer noch verschleiert von den Tränen der Trauer, auch wenn Jesus ihnen schon erschienen war. Obwohl sie wussten, Jesus lebt.
Jesus "beschert" eben nicht nur Kindern als Christkind, nein, hier beschert er den gestandenen Männern den Fang ihres Lebens. Mit der göttlichen Vollmacht, die ihm geschenkt ist, finden sich 153 Fische im Netz der Freunde. Davon sind sie "geflasht" - überwältigt.
Als sie ans Ufer kommen, werden sie schon erwartet. Von Jesus, der ihnen nach ihrer Nachtschicht schon alles vorbereitet hat: Frühstück. Liebevoll und voller Fürsorge hat er es für die Freunde gerichtet.
Jesus teilt mit ihnen Brot und Fisch - da wechseln sie die Perspektive, ihre Augen werden geöffnet und sie erkennen jetzt den Auferstandenen, der bei ihnen ist - mitten in ihrem Alltag.

Lockt dieser Auferstandene auch uns mit seiner Fürsorge auf neue Wege - allen schlimmen Erfahrungen zum Trotz?
Erscheint er auch uns heute mitten im Alltag?
Auch in Ausnahmesituationen im Stahlwerk von Mariupol?
Oder im Angriff auf Charkiw?
Ist er bei den Kindern im Luftschutzbunker?
Bei den Alten, die ihre Heimat verloren haben?
Auf der Intensivstation bei den sehr geforderten Pflegekräften?
Beim Kaufmann, der sich tagtäglich in seinem Büro um Gerechtigkeit bemüht?
Bei der Reinemachfrau? Bei der Erzieherin? Beim Tankwart? ...

Ja, ich glaube für alle diese Menschen ist Gott da. Er geht mit, leidet mit, trauert mit den Trauernden, bereitet ihnen einen Weg zum Leben, schenkt Kraft zum Durchhalten oder schenkt gnädiges Vergessen!
Unsere Welt ist nicht perfekt und schon gar nicht gerecht.
Es wäre in meinen Augen jedoch völlig trostlos, wenn niemand mitginge.
So möchte ich niemand anderen an meiner Seite wissen als Jesus, dem kein Leid fremd ist und der mit hindurchgeht. An der Seite der Normalos genauso wie an der Seite der Schwachen, der Benachteiligten, der Misshandelten!

Oh Gott, lass Friede werden! Friede in Fülle!

Ihre Pastoralreferentin
Christiane Gegenheimer

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by Dave Herring auf unsplash