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108. Gedenktag der Migranten und Geflüchteten

Erstellt von Petra Benz, Gemeindereferentin | |   Impulse

Heute, am 25. September ist dieser Gedenktag! Haben Sie das gewusst?

Ich wusste es bis eben nicht! Ich weiß, dass wir an diesem Wochenende in einigen Gemeinden unserer Pfarrei bereits das Erntedankfest feiern. Ich weiß, dass heute im Gottesdienst um 10.30 Uhr in Otterbach der Caritassonntag gefeiert wird, der eigentlich letzte Woche war, ich weiß, dass die Kirche heute dem Heiligen Nikolaus von der Flüe gedenkt … - all diese Dinge kann ich in unserem Pfarrbrief finden! Aber dieser Gedenktag für Migranten und Flüchtlinge ist uns irgendwie durch die Lappen gegangen!

Gab es nicht erst am Freitag die Nachricht, dass die spanische Küstenwache 367 Menschen aus 8 überfüllten Booten gerettet hat und diese auf Lanzarote an Land gebracht wurden. Wurde nicht gerade gestern gemeldet, dass vor der Küste Syriens 89 Menschen ertrunken sind, weil ein Flüchtlingsboot kenterte und nur 20 gerettet werde konnten?

Obwohl der Krieg in der Ukraine unvermindert heftig fortgesetzt wird und sicherlich von dort, aber auch aus anderen Ländern der Welt Menschen zu uns nach Deutschland fliehen, ist das Thema Flucht und Migration aus den aktuellen Schlagzeilen gerückt.

Da steht derzeit unser eigenes Problem: Die Energiekrise! Da steht unsere Angst vor steigenden Preisen, vor fehlenden Gas und Stromlieferungen, vor einem Winter mit kalten Wohnungen, kalten Kirchen, kalten Schulen und Arbeitsstätten. Unsere Gedanken kreisen gerade um die Fragen, die uns nahe liegen und weniger um Themen, die andere betreffen. Gott sei Dank müssen wir hier in Deutschland nicht befürchten, zu hungern oder vertrieben zu werden, wir brauchen keine Angst zu haben, ins Gefängnis zu kommen, weil wir laut unsere Meinung äußern und auch die Gefahr, dass wir fliehen müssen, weil wir kein Wasser mehr haben, ist derzeit noch gering.

Aber was uns betrifft, und darauf weist uns Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Gedenktag hin, ist die Frage, wie wir zukünftig mit Menschen aus anderen Kulturen und anderen Lebenskontexten zusammenleben wollen. Er schreibt: „Die Anwesenheit von Migranten und Flüchtlingen stellt eine große Herausforderung dar, aber sie beinhaltet auch eine Gelegenheit für alle, kulturell und spirituell zu wachsen. Dank der Migranten und Flüchtlinge haben wir die Möglichkeit, die Welt und die Schönheit ihrer vielfältigen Reichtümer besser kennenzulernen. Wir können in der Menschlichkeit reifen und gemeinsam ein größeres „Wir“ aufbauen.“ Botschaft zum 108. Welttag des Migranten und Flüchtlings 2022 | Franziskus (vatican.va)

Es ist schön zu lesen, dass er die Chancen in der Begegnung mit Migranten und Flüchtlingen sieht, anstatt – wie in den meisten Meldungen – von einer FLÜCHTLINGSKRISE zu sprechen. Mit seiner Botschaft zieht er unsere Gedanken weg von den persönlichen Sorgen und schaltet gewissermaßen das Licht an, damit wir auf Menschen blicken, die verzweifelt nach einer neuen Heimat suchen, die oft traumatisiert sind aufgrund der Erlebnisse in ihrem Heimatland oder auf der Flucht, die vielfach alles verloren haben, was ihr Leben ausgemacht hat und wofür sie gearbeitet haben und die schlicht und ergreifend eine Zukunft suchen.

Ich lade sei ein, heute für diese Menschen ein Licht anzuzünden und mit den Worten von Papst Franziskus zu beten:

Herr, mach uns zu Hoffnungsträgern und -trägerinnen,
damit dort, wo Finsternis herrscht, dein Licht erstrahle,
und wo es Resignation gibt, das Vertrauen in die Zukunft neu geboren werde.

Herr, mach uns zu Werkzeugen deiner Gerechtigkeit,
damit dort, wo es Ausgrenzung gibt, Geschwisterlichkeit aufblühe,
und wo es Gier gibt, das miteinander Teilen gedeihe.

Herr, mach uns zu Erbauern deines Reiches
gemeinsam mit den Migranten und Flüchtlingen
und mit allen, die in den Peripherien leben.

Herr, lass uns begreifen, wie schön es ist,
gemeinsam mit allen als Brüder und Schwestern zu leben. Amen.

 

Petra Benz, Gemeindereferentin

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Bild: John Englart (Takver) / CC-by-sa 2.0 / Quelle: flickr.com In: Pfarrbriefservice.de