Wo Kinder zwischen Gräbern spielen …

Durch meinen Schwager, der aus Karlsruhe stammt, habe ich von einem Spielplatz mit Namen „Kinderwelten“ auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe erfahren. Er befindet sich direkt in der Mitte des weitläufigen Geländes und ist in 2 Teile aufgeteilt: Einen lebendigen und einen toten Bereich.

Im lebendigen Bereich gibt es allerlei Spielgeräte, Schaukel, Wippe, Sandkasten, Kletterwand – alle Geräte funktionieren.

Im toten Bereich sind die Spielgeräte spiegelverkehrt aufgebaut. Alle Geräte sind kaputt! Die Schaukel ist fest zementiert und schwingt nicht. Im Sandkasten findet man nur Beton. Die Rutsche ist gesperrt. Um den toten Bereich zieht sich eine Wand aus Holz, auf der mit Kreide Kinder über den Tod ihre Gedanken aufschreiben können. Und ein Schild erklärt, was dieser Ort ausdrücken will, nämlich, dass es Kindern, Menschen so geht, wie auf diesem Spielplatz, wenn sie jemanden verlieren. Wenn Mama oder Papa, Oma oder Opa, Schwester oder Bruder sterben. Die Welt bleibt gewissermaßen stehen!

Noch immer ist die Ansicht, dass Kinder auf Friedhöfen nichts zu suchen haben, weit verbreitet. In Internetforen finden sich unzählige Einträge zu Fragen wie: „Kann man kleine Kinder auf den Friedhof mitnehmen?“ In den Antworten klingen häufige Vorstellungen mit wie: Kinder stören auf Friedhöfen, Gräber machen ihnen Angst, und überhaupt kann man Kindern das Thema Tod nicht zumuten.
Außerdem wird die Totenruhe gestört – nicht umsonst gibt es dazu auch Richtlinien im Bestattungsgesetzt und Verbotsschilder für spielende Kinder an nahezu allen deutschen Friedhöfen. So die Meinung der anderen.

Matthäus Vogel, der Chef des Karlsruher Friedhofes, erklärt das Anliegen seines Teams bei der Errichtung des Spielplatzes so: „Wir merken, dass der Tod, immer mehr aus dem Leben der Menschen verdrängt wird. Mit dem Spielplatz „Kinderwelten“ wollen wir zeigen, dass Tod und Leben zusammengehören.“

Daran erinnern uns die beiden Feste Allerheiligen und Allerseelen: Der Tod gehört zum Leben! Und es gibt viele, derer wir uns dankbar erinnern dürfen, die schon dort sind, wohin auch wir einmal gehen werden.