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Jahresrückblick 2023

Erstellt von Pfarrer Dr. Christoph Hartmüller | |   Top 1

Alles Gute und Gottes reichen Segen für das neue Jahr!

„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.“
Diese Worte, die Friedrich Spee (1591-1635) im Jahr 1622 – mitten im dreißigjährigen Krieg – in sein Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ schrieb, scheinen in unsere Zeit hineinzupassen. Das Jahr 2023 brachte leider eine deutliche Verschärfung vieler Krisen mit sich. Das gilt vor allem für die verschiedenen Kriege und Konflikte in dieser Welt. Nicht nur in der Ukraine herrscht weiterhin Krieg. Der brutale Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober führte zu einer neuen Eskalation des seit Jahrzehnten währenden Nahost-Konflikts. Und nicht nur das: Auch in unserem Land nehmen der Hass auf Juden und antisemitische Verschwörungstheorien wieder zu. Die weiterhin völlig ungelösten Fragen des Klimawandels, unter dem schon heute viele Menschen im sogenannten globalen Süden leiden, sowie die finanziellen Krisen auch in unserem Land treiben viele Menschen in Verzweiflung.
„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ – Auch als Christ darf man so rufen und beten. Man darf und muss anerkennen, dass letztlich nur Christus diese Welt retten kann. Aufgabe der Kirche ist es, die kleinen Zeichen von Trost und Hoffnung schon jetzt wahrzunehmen und zu verstärken. Das fällt nicht leicht, ist doch gerade die Kirche in unserem Land seit Jahren von zahlreichen Krisen geplagt. Noch immer prägt die Thematik der sexualisierten Gewalt im Raum der Kirche viele Debatten. Hinzu
kommt ein massiver Mitgliederverlust der einst „großen“ Volkskirchen in Deutschland, der zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten führt, die in den nächsten Jahren an vielen Stellen zu schmerzhaften Einschnitten führen werden. Das haupt- und ehrenamtliche Personal wird altersbedingt in den nächsten Jahren ebenfalls massiv zurückgehen. Für viele wichtige Aufgaben wird einfach niemand mehr da sein. Der Abschluss des Synodalen Weges in diesem Jahr hat versucht, manche neue Wege zu eröffnen; es bleibt jedoch der Eindruck zurück, dass bestehende Spaltungen und Uneinigkeiten eher noch verstärkt wurden. Es ist nicht gelungen, gemeinsam auf dem Weg zu bleiben.
Dürfen wir darüber klagen und jammern? Ja, wir dürfen – wie Friedrich Spee. Wir müssen Dinge nicht schönreden. Wir dürfen sie unserem Gott klagen, von dem wir Rettung erhoffen. Und gleichzeitig dürfen wir die Zeichen seines schon angebrochenen Reiches dankbar wahrnehmen.
Viele bringen sich in den unterschiedlichsten Gruppierungen und Handlungsfeldern in unserer Kirche ein; viele positive Begegnungen gibt es, die sich allerdings nicht in Statistiken ablesen lassen: Besonders zu erwähnen sind die Pfarrgremienwahlen im Oktober dieses Jahres, bei denen sich wieder Menschen aus unserer Pfarrei zur Mitarbeit in den Gremien gefunden haben. Einige davon sind auch neu (oder wieder) dabei und bringen neue Impulse ein. Andere bereichern durch ihre jahrzehntelange Erfahrung. Ein Grund zur Dankbarkeit.
Die Vielfalt des kirchlichen Lebens lässt sich kaum vollständig aufzählen, deshalb nur ein paar Schlaglichter: Viele bringen sich ein in der Sorge um unsere Gebäude, den Schmuck in unseren Kirchen, den Dienst in den Sakristeien. Andere sind in unseren Jugend- und Ministrantengruppen oder bei der Sternsingeraktion aktiv. Engagement für Seniorennachmittage, Frauengemeinschaft, Kolping, Kirchen-/Klosterkaffee und den Klostergarten bringt Menschen zusammen. Kirchenmusik bereitet Aktiven und Zuhörern Freude. Begegnungen mit jüngeren Menschen im Zusammenhang mit Taufe, Erstkommunion, Firmung und Eheschließung sorgen für zahlreiche Einzelbegegnungen, die oft für beide Seiten ermutigend sind (auch bei zurückgehenden Zahlen). Gerade angesichts von Tod und Trauer finden viele Menschen immer noch Trost in ihrem Glauben und in der seelsorglichen Begleitung. Im Stillen geschieht viel Beistand für alte, kranke, arme oder geflüchtete Menschen. Die „Klääderstubb“ der Kolpingsfamilie Otterbach und ein neues Regal zum Austausch von Lebensmitteln im Pfarrzentrum Erfenbach sind nach außen hin sichtbare Beispiele für vielfältigen Einsatz für Bedürftige.

Einen kleinen Einblick gibt auch wieder die kirchliche Statistik unserer Pfarrei: Hinter jeder Zahl stehen konkrete Menschen und Begegnungen:
7.505 Katholiken
47 Taufen
59 Erstkommunionen
24 Firmungen
10 Eheschließungen
58 Beerdigungen
151 Austritte

Wertvolle pädagogische Arbeit unter nicht einfachen Bedingungen leisten unsere beiden Kitas in Otterbach und Schallodenbach. Hier stehen organisatorische Veränderungen an: Die katholischen Kitas im Bistum Speyer werden demnächst in einer neuen Trägerstruktur zusammengefasst. Die Details dazu waren bei Redaktionsschluss dieses Pfarrbriefs noch nicht bekannt, sollen aber noch vor Weihnachten veröffentlicht werden.
Der Blick auf die Gesamtkirche zeigte uns in diesem Jahr vor allem den ersten Teil der Generalversammlung der Bischofssynode in Rom im Oktober – ein zweiter Teil wird im nächsten Jahr folgen. Erstmals waren auch „Nicht-Bischöfe“ mit Stimmrecht beteiligt, auch die Kommunikationsform hatte sich geändert und wurde von vielen sehr positiv beurteilt. Zentral war es, aufeinander zu hören und auch viele Momente der Stille einzuhalten. Vielleicht eine Methodik, von der wir auch bei uns noch lernen können.
Am letzten Tag des Jahres 2022 starb Papst Benedikt XVI. – fast zehn Jahre nach seinem Amtsverzicht. Meiner Meinung nach wird sich uns der Reichtum seines geistigen und geistlichen Erbes, das er uns hinterlässt, erst im Laufe der Zeit nach und nach erschließen. Er hat immer schon die richtigen Fragen gestellt und insbesondere auf die Zentralität der Gottesfrage hingewiesen. Vieles erweist sich heute als prophetisch und wegweisend. Wir haben Papst Benedikt viel zu verdanken – das gilt auch für mich persönlich. Der Herr schenke ihm nun den Lohn für alle Anstrengungen und Mühen seines Lebens. Ich bin sehr froh, dass ich persönlich an der Beisetzung am 5. Januar in Rom teilnehmen konnte.
Papst Franziskus hat sich trotz angegriffener Gesundheit und mehreren Krankenhausaufenthalten auch in diesem Jahr kaum bremsen lassen: Vieles war aber auch hier von Krisen und Konflikten verschiedener Art geprägt, beispielsweise die (verschobene) Reise in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan Ende Januar/Anfang Februar. Weitere Reisen führten ihn Ende April nach Ungarn, im August zum Weltjugendtag in Portugal (Lissabon und Fatima) sowie Anfang September in die Mongolei und ebenfalls im September zum „Mittelmeertreffen“ in Marseille (Frankreich). Eine geplante Reise Anfang Dezember zur Weltklimakonferenz (COP-28) in Dubai musste der Papst jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. Das Anliegen des Klimaschutzes an sich hatte der Heilige Vater schon in seinem Apostolischen Schreiben Laudate Deum vom 4. Oktober eindringlich verdeutlicht.
Interessant ist, dass Friedrich Spee den Heiland nicht nur vom Himmel herab, sondern auch aus der Erde hervor erhofft: „O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd. O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.“ Ganz irdisch – und ganz biblisch – wächst das Reich Gottes verborgen in der Erde. Immer wieder sprießt etwas hervor, immer wieder wird es grün. Gott sei Dank, dass wir auch das wahrnehmen dürfen.

Ich wünsche Ihnen für 2024 einerseits ein von Sehnsucht und Hoffnung geprägtes Vertrauen auf den kommenden Herrn, andererseits einen wachen Blick für das aufsprießende „Grün“ mitten unter uns.

Ihr Pfarrer Christoph Hartmüller

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