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Jahresrückblick 2024

Erstellt von Pfarrer Dr. Christoph Hartmüller | |   Top 1

„Siehe, nun mache ich etwas Neues. / Schon sprießt es, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,19)

Manchmal braucht es Geduld, Aufmerksamkeit und Offenheit, um neu Aufsprießendes zu sehen – und das auch und gerade unter auf den ersten Blick nicht förderlichen Rahmenbedingungen. Jesus spricht vom Reich Gottes in Bildern vom Wachsen, zum Beispiel im berühmten Gleichnis vom Senfkorn, das ganz klein beginnt, aber dann zum größten Baum wird (Mk 4,30-32). Diese Bilder sind mir in der letzten Zeit immer wichtiger geworden. Immer wieder habe ich in den letzten Monaten Momente der Hoffnung und Zuversicht erleben dürfen, immer wieder habe ich – oft unerwartet – Freude und Trost in Begegnungen und überraschende neue Möglichkeiten und Wege erfahren dürfen.

Ein Ereignis, das noch nicht sehr lange zurückliegt, macht dies deutlich: Am 3. November haben wir – das Pastoralteam und die Pfarrsekretärinnen – alle, die sich oft seit vielen Jahren oder gar Jahrzehnten in unserer Pfarrei engagieren, zu einem gemeinsamen Fest nach Rodenbach eingeladen. Nachdem es in den vergangenen Jahren immer ein Weihnachtsgeschenk für jeden gab, das verteilt wurde, sind wir dieses Jahr einen anderen Weg gegangen. Und: Es war ein voller Erfolg! Mehr  als 90 Menschen aus unserer Pfarrei haben den von uns selbst gebackenen und servierten Flammkuchen genossen. Viele haben sich an diesem Abend kennengelernt oder wiedergesehen und bestehende Kontakte vertieft. Wir sind dankbar für die große Beteiligung und für die vielen positiven Rückmeldungen. Es war ein kleines Zeichen der Wertschätzung für die unendlich vielen kleinen und großen Dienste, die das ganze Jahr über ohne viel Aufsehen geleistet werden. Das konnte und sollte nicht aufgewogen, aber doch einmal sichtbar gemacht werden. Für alle, die dabei waren, war es auch ein Zeichen dafür, dass niemand alleine in seinem Engagement in der Kirche ist. Auch wenn wir weniger werden, ist diese Erfahrung sehr wichtig. Wir wollen das daher gerne im kommenden Jahr wiederholen. 
Gerade jetzt in der Adventszeit wird an vielen Stellen exemplarisch deutlich, wo kirchliches Leben sich ereignet, sei es bei den Kirchenchören, die sich auf wichtige Auftritte vorbereiten, bei Veranstaltungen für Senioren, bei Jugend- und Ministrantengruppen – aber auch bei Besuchen bei Alten und Kranken.

In schon bewährter, aber auch zunehmender Weise hat sich insbesondere das Team unseres Klostergartens, der zu einem echten Aushängeschild geworden ist, aber auch der Gemeindeausschuss mit dem Klosterkaffee in die Gestaltung des Gartenmarktes „Garten – Kunst – Genuss“ am 28. April in Otterberg eingebracht. Dieser Tag, der jährlich am letzten Sonntag im April stattfindet, zieht immer zahlreiche Menschen aus der ganzen Region an und ist eine gute Gelegenheit, das, was das ganze Jahr über geschieht, einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren.
Ein herausragendes Ereignis dieses Jahres war der „Kleine“ Evangelische Kirchentag am 23. Juni in Otterbach auf Ebene der Pfälzischen Landeskirche. Viele aus unserer Pfarrei, insbesondere aus dem Otterbacher Gemeindeausschuss, aber auch darüber hinaus, haben sich in ökumenischer Verbundenheit an diesem Kirchentag beteiligt, der außerordentlich großen Zuspruch gefunden hat. Wir sind froh, dass wir Teil dieses Kirchentages sein durften.

Eindrücklich war für mich auch der Ökumenische Familientag beim CVJM auf der Johannishöhe in Otterberg am 15. September. Wir haben ihn zum dritten Mal durchgeführt – und auch hier scheint dieses Jahr etwas durchgebrochen zu sein, was sich an einer zahlenmäßig größeren Teilnahme und einer wirklich guten Atmosphäre festmachen ließ. Auch hier ist etwas fast „verborgen“ gewachsen, was nun immer mehr durchbricht. Das macht Hoffnung für das kommende Jahr. Insgesamt laufen gerade in unserer Pfarrei die ökumenischen Beziehungen sehr gut. Neben Bewährtem – wie z. B. der Gebetswoche im Januar, dem Bibelsonntag in Otterberg, den Bibelabenden und dem Pfingstmontag am Landschaftsweiher und auf dem Kreuzhof – haben sich in letzter Zeit mit der Filmreihe „The Chosen“ und der „Kirche Kunterbunt“ neue Formate der Begegnung und des Austauschs etabliert.
Für mich als Pfarrer gab es dieses Jahr eine Premiere: Da der als Firmspender vorgesehene Generalvikar Markus Magin wegen einer anderen terminlichen Verpflichtung kurzfristig absagen musste, wurde ich vom Bischof mit der Spendung der Firmung an 21 Jugendliche aus unserer Pfarrei beauftragt. Es war für alle Beteiligten ein eindrückliches Erlebnis am 29. September in Weilerbach. Im nächsten Jahr wird dann planmäßig wieder unser Weihbischof Otto Georgens kommen, wodurch deutlicher wird, dass die Firmung – auch wenn sie an Priester delegiert werden kann – zunächst eine bischöfliche Aufgabe ist.

Die Zukunft wird nicht frei sein von Herausforderungen: Das Bistum Speyer hat einen Strukturprozess gestartet, mit dem auf die massiv zurückgehenden Mitarbeiter, Finanzmittel und Kirchenmitglieder reagiert werden soll. In unserer Pfarrei müssen wir uns mit unserem großen Immobilienbestand auseinandersetzen, der uns mittelfristig finanziell überfordern wird. Mit vielen aktiven Menschen, die sich zusammengehörig fühlen im Dienst Christi und seiner Kirche, bin ich aber zuversichtlich, dass sich auch in diesen manchmal schmerzhaften Herausforderungen gute Wege finden lassen, die wir miteinander gehen können.

Einen kleinen in Zahlen ausgedrückten Einblick in das, was in unserer Pfarrei geschieht, gibt uns auch die Statistik dieses Jahres (Stand: 13.12.):

  • 7.220 Katholiken
  • 22 Taufen
  • 41 Erstkommunionen
  • 21 Firmungen
  • 6 Eheschließungen
  • 69 Beerdigungen
  • 102 Austritte

Es ist immer gut, den Blick über unsere Pfarrei und unser Land hinaus zu weiten: Im Oktober fand im Vatikan der zweite Teil der – um es mit dem etwas sperrigen Titel zu bezeichnen – „XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode“ – kurz: „Weltsynode“ – statt. Das Thema lautete: „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“. Überall auf der Welt sucht die katholische Kirche nach guten Wegen, gemeinsam Kirche zu sein. Papst Franziskus hat sich das Abschlussdokument der Synode unverändert zu eigen gemacht. In der Zukunft wird es auch auf uns ankommen, die Aufträge der Synode umzusetzen.

Die Anzahl der Reisen (außerhalb von Italien) von Papst Franziskus wurde zwar etwas reduziert, darunter war jedoch im September die bisher längste Reise seines Pontifikates nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Die Situationen, die er vorfand, waren durchaus unterschiedlich: Während Indonesien weltweit das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung (in absoluten Zahlen) ist und hier nur etwa 3 Prozent der Menschen katholisch sind, ist die Bevölkerung von Osttimor zu 97 Prozent katholisch; damit handelt es sich um das Land mit dem höchsten Katholikenanteil in ganz Asien. Noch im selben Monat September reiste der Pontifex nach Luxemburg und Belgien. Kurz vor Weihnachten (nach Redaktionsschluss dieses Pfarrbriefs) steht noch ein eintägiger Besuch auf der französischen Insel Korsika an. Am 17. Dezember vollendet der Heilige Vater sein 88. Lebensjahr. Trotz gesundheitlicher Schwierigkeiten zeigt er sich weiterhin sehr energisch, entschlossen und präsent.

Am Weihnachtsfest wird es Aufgabe des Papstes sein, die Kirche in das Heilige Jahr 2025 zu führen, das in dieser Form alle 25 Jahre stattfindet. Für Rom und für alle, die im Laufe des nächsten Jahres nach Rom pilgern werden, wird es mit Sicherheit ein herausragendes Ereignis werden. Mit „Pilger der Hoffnung“ hat der Heilige Vater das Jubiläumsjahr überschrieben. Die Hoffnung gehört zu den christlichen Tugenden, ja, sie ist eine christliche Grundhaltung, die alles prägen soll.

Mit Jesaja wünsche ich Ihnen für 2025 ein offenes Auge für all das Neue, was jetzt schon – wenn auch noch klein und unscheinbar – sprießt, aber im Reich Gottes groß und unübersehbar werden will.

Ich wünsche Ihnen für 2025 einerseits ein von Sehnsucht und Hoffnung geprägtes Vertrauen auf den kommenden Herrn, andererseits einen wachen Blick für das aufsprießende „Grün“ mitten unter uns.

Ihr Pfarrer Christoph Hartmüller

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