Zum Inhalt springen

Restaurierung Kapitelsaal Otterberg

Erstellt von Friederike Jung | |   Kapitelsaal Otterberg

Der Kapitelsaal ist das einzige Überbleibsel des Zisterzienserklosters in Otterberg und wird vielfältig genutzt. Aufsteigende Feuchtigkeit macht dem 800 Jahre alten musealen Raum allerdings zu schaffen. Gegenmaßnahmen sollen nun Abhilfe schaffen, haben aber ihren Preis. Doch ein großzügiger Förderbetrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hilft, den finanziellen Anteil der Kirchenstiftung zu senken.

Der Besuch dürfte den leitenden Pfarrer der Pfarrei Mariä Himmelfahrt Otterberg, Dr. Achim Dittrich, besonders gefreut haben. Am letzten Julitag kamen Roswitha Chéret, Ortskuratorin Zweibrücken  der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und Hartmut Emrich, Aufsichtsratsmitglied von Lotto Rheinland-Pfalz, in die Wallonenstadt, um sich die Restaurierungsarbeiten am Kapitelsaal erläutern zu lassen ¬– und einen Fördervertrag in Höhe von 50 000 Euro zu überreichen.
„Eigentlich hat alles damit angefangen, dass ich 2016 die Anschaffung neuer, stilgerechterer Lampen angeregt habe“, erklärte Pfarrer Dittrich den versammelten Vertreten aus kirchlichen Gremien und Politik. Daraufhin hätten Fachleute des bischöflichen Bauamtes Speyer das Vorhaben vor Ort geprüft und gleichzeitig den ganzen Raum in denkmalpflegerischer Hinsicht unter die Lupe genommen. „Dabei hat sich gezeigt, dass der Kapitelsaal weitaus mehr braucht als eine neue Beleuchtung.  Denn die aufsteigende Feuchtigkeit ist ein großes Problem.“ Zwar bleibe der Fußboden aufgrund einer früheren Maßnahme trocken, da ein dicker, aus verschiedenen Materialien und Schichten bestehender Bodenaufbau die Feuchtigkeit abhalte. Dafür steige sie jetzt in die Säulen und Wände. Da deren Substanz auf Dauer durch die Feuchtigkeit geschädigt werden kann, besteht dringend Handlungsbedarf, zumal das Pfarrhaus auf dem elf mal elf Quadratmeter großen Raum ruht.
Wie das Problem gelöst werden soll, beschrieb Birgit Spengler vom zuständigen Architekturbüro E + ER in Kaiserslautern. „Die Zisterzienser haben oft auf Wasser gebaut. Da damals alles offen war, konnte es diffundieren. Im Kapitelsaal ist das durch den abgedichteten Boden nicht mehr möglich. Also sucht sich das Wasser einen anderen Weg und geht in die Wände und Säulen. Um Abhilfe zu schaffen, möchten wir die Feuchtigkeit und Temperatur im Raum regulieren.“ Dazu müsse der etwa 42 Zentimeter dicke Bodenaufbau erschütterungsarm Stück für Stück entfernt und von  einer diffusionsoffenen Schotterschicht abgelöst werden. Der Bodenbelag, der dem historischen Ambiente entsprechen soll, werde dann mit offenen Fugen verlegt, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Um sie zu erhalten und zu schützen werden auch die Säulen und Außenwände von den Kristallen befreit, die sich mittlerweile gebildet haben. An den Fenstern werden Luftregulierungen eingebaut. „Aus Rücksicht auf die romanische Bausubstanz werden alle Arbeiten mit höchster Vorsicht durchgeführt“, so die Diplom Ingenieurin.
Noch in diesem Jahr sollen die Maßnahmen beginnen und etwa sechs Monate dauern.
Laut Planung belaufen sie sich auf etwa 300 000 Euro.  Den größeren Teil trägt die Diözese, die Kirchenstiftung muss 95 000 Euro berappen. Die Fördersumme in Höhe von 50 000 Euro, die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zur Verfügung stellt, bedeutet eine finanzielle Entlastung.
Seit ihrer Gründung 1985 habe die Stiftung bundesweit rund 5000 Objekte, davon über 170 in Rheinland-Pfalz, gefördert, sagte Roswitha Chéret.  Mit Mitteln, die zu 60 Prozent von der Lotterie Glücksspirale und zu 40 Prozent von privaten Förderern stammen. „Im vergangenen Jahr haben wir uns allein in der Pfalz für zehn Projekte engagiert, wie etwa für die Stiftskirche in Kaiserslautern und den Vierungsturm des Speyerer Doms.“ Auch Hartmut Emrich von Lotto Rheinland-Pfalz freute sich, etwas zum Erhalt des Kapitelsaals beitragen zu können.

Zurück
P1170293.JPG
© by Friederike Jung // Von links: Barbara Brokamp (Gemeindeausschuss), Roswitha Chéret (DSD), Pfarrer Dr. Achim Dittrich, Hartmut Emrich (Lotto RLP)