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Sonntagsimpuls Zweifeln vs. Glauben …

Erstellt von Gemeinereferentin Petra Benz | |   Impulse

„Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft. Wer nichts anzweifelt, prüft nichts. Wer nichts prüft, entdeckt nichts. Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.“ Pierre Teilhard de Chardin

Lügenpresse, Verschwörungstheorien, Missbrauch der Pressefreiheit – diese Schlagworte beherrschen, seit einigen Jahren die Medien. Immer wieder wird infrage gestellt, was in der Presse vermeldet wird: Wurden in der Ukraine wirklich solch furchtbare Gräueltaten durch die russische Armee verübt, wie berichtet wird? Sind die aktuellen Coronafallzahlen richtig? Ist Deutschland wirklich nicht in der Lage, sich selbst im Kriegsfall zu verteidigen? Stimmt es wirklich, dass wir in Deutschland auf eine Wasserknappheit zusteuern? Ist der Klimawandel echt oder nur eine politische Behauptung, um die Energiewende voranzubringen? …


In unserem Alltag stoßen wir immer wieder an Grenzen unseres eigenen Wissens. Wir können uns nicht in allen Themenbereichen auskennen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns die Sicht des Jesuiten, Philosophen, Anthropologen und Paläontologen Pierre Teilhard de Chardin aneignen und bei Zweifeln immer aktiv werden. Er rät uns, immer dann, wenn wir unsicher sind, ob eine Meinung Bestand hat, zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu werden und zu prüfen und zu entdecken, damit wir nicht „blind“ bleiben.


Ich finde, das ist ein schönes Bild dafür, wie Meinungsbildung geschehen sollte: Um meine eigene Blindheit zu überwinden, muss ich mir die Sicht anderer zumuten und mit meiner eigenen Position zu einer neuen Sicht zusammenfügen.


Genau das hat auch Thomas, der Zweifler, im heutigen Evangelium praktiziert. Er glaubte nicht daran, was ihm seine Freunde über Jesus erzählten. Der war doch am Kreuz gestorben. Der wurde doch begraben. Der war doch tot. Wie konnte er da plötzlich mitten unter den Jüngern erscheinen? Er brauchte handfeste Beweise und legte den Finger in die Wunden Jesu. Erst dann konnte er glauben.


Und somit wurde dieser Text von der Gemeinde des Evangelisten Johannes für alle Zweifler unter den Gläubigen geschrieben: Wenn ihr uns bisher nicht geglaubt habt, dass Jesus lebt, dann müsst ihr es aber jetzt tun, denn der Apostel Thomas hat seine Hände in die Wunden des Auferstandenen gelegt!


Wirklich nett gemeint, aber kann ich diese Quelle wirklich im Sinne der Wissenschaft verwenden? – Sicherlich nicht! In Fragen des Glaubens verhält es sich eben nicht wie bei Themen, die durch Zahlen, Daten und Fakten belegbar sind. Wir können im Glauben noch so viel forschen und noch so viele Informationen sammeln, irgendwann kommt der Punkt, an dem ich mich entscheiden muss:


Kann ich glauben oder nicht?


Jesus sagt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“


EVANGELIUM

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. (JOH 20, 19–31)

19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche,

als die Jünger aus Furcht vor den Juden

bei verschlossenen Türen beisammen waren,

kam Jesus,

trat in ihre Mitte

und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

20 Nach diesen Worten

zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.

21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch!

Wie mich der Vater gesandt hat,

so sende ich euch.

22 Nachdem er das gesagt hatte,

hauchte er sie an

und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!

23 Denen ihr die Sünden erlasst,

denen sind sie erlassen;

denen ihr sie behaltet,

sind sie behalten.

24 Thomas, der Dídymus genannt wurde, einer der Zwölf,

war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

25 Die anderen Jünger sagten zu ihm:

Wir haben den Herrn gesehen.

Er entgegnete ihnen:

Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe

und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel

und meine Hand nicht in seine Seite lege,

glaube ich nicht.

26 Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt

und Thomas war dabei.

Da kam Jesus bei verschlossenen Türen,

trat in ihre Mitte

und sagte: Friede sei mit euch!

27 Dann sagte er zu Thomas:

Streck deinen Finger hierher aus

und sieh meine Hände!

Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite

und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

28 Thomas antwortete und sagte zu ihm:

Mein Herr und mein Gott!

29 Jesus sagte zu ihm:

Weil du mich gesehen hast, glaubst du.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

30 Noch viele andere Zeichen

hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan,

die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind.

31 Diese aber sind aufgeschrieben,

damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist,

der Sohn Gottes,

und damit ihr durch den Glauben

Leben habt in seinem Namen.

 



 

 

 

 

 

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