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Verklärung

Erstellt von Dr. Christoph Hartmüller, ltd. Pfarrer | |   Impulse

Früher war alles besser! Oder was?

Wer etwas oder jemanden „verklärt“, der übersieht Schattenseiten und nimmt nur das Positive wahr. Die Verklärung einer Situation oder Person kann manchmal bis zur Realitätsverweigerung führen. Es wird schöngeredet, die Probleme ausgeblendet. Viele gestehen sich in diesen Tagen ein, dass sie das Verhältnis zur russischen Regierung in der Vergangenheit „verklärt“ haben. Mit einem Angriffskrieg hat niemand so wirklich gerechnet.

Verklärung“. Das ist die Überschrift über die Begebenheit, die jedes Jahr am zweiten Fastensonntag im Mittelpunkt steht (in diesem Jahr: Lk 9,28-36). Jesus erscheint in strahlendem Licht. Er ist auf dem Berg Tabor, ganz in der Nähe Gottes und seiner Gesandten Mose und Elija. Und drei seiner Jünger dürfen diesen herrlichen, lichterfüllten Moment miterleben. Ein Moment, in dem das Ungute in den Hintergrund tritt, ausgeblendet wird, „verklärt“ wird? Ein Augenblick, in dem das Leiden, das nicht nur heute, sondern auch damals auf den Menschen lastet, verdrängt wird?

Nein, ganz im Gegenteil! Diese Verklärung blendet das Leiden gerade nicht aus, sondern schließt es ein. Unmittelbar vor der Verklärung spricht Jesus zu seinen Jüngern über sein Leiden und Sterben – und über das Leiden derer, die ihm nachfolgen. Und nach der Verklärung geht der Weg wieder vom Berg hinab in die harte Realität – zu einem besessenen, gequälten Menschen.

Das helle Licht der Verklärung Jesu blendet das Leiden und die Dunkelheit dieser Welt nicht aus, sondern richtet unseren Blick auf das Licht, das inmitten der Dunkelheit scheint – schon jetzt! Unendlich viele Menschen stehen den Flüchtlingen aus der Ukraine bei. Das ist nur Beispiel für so vieles Licht, das es gibt. Verklärung heißt daher für uns als Christen, mitten in der Dunkelheit das Licht Gottes leuchten und strahlen zu lassen. Das Licht, das jetzt schon von Auferstehung erzählt.


Ich wünsche Ihnen einen lichterfüllten, „verklärten“ Sonntag.

Ihr
Christoph Hartmüller, Pfarrer

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Bild: Peter Weidemann In: Pfarrbriefservice.de