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Kirche auf dem Weg

Erstellt von Pfarrer Dr. Christoph Hartmüller | |   Top 1

Synodale Prozesse auf verschiedenen Ebenen

„Synodalität“ ist das große Schlagwort dieser Zeit. Aber was ist damit eigentlich gemeint?
Ganz grundlegend: Das griechische Wort „Synodos“ bezeichnet eine Versammlung. Ganz wörtlich heißt es „gemeinsamer Weg“ (syn: zusammen; odos: Weg).
Synoden gehören schon seit biblischen Zeiten zum Leben der Kirche (vgl. Apg 15). Von der gleichbedeutenden lateinischen Entsprechung „concilium“ hat sich auch der Begriff „Konzil“ durchgesetzt. Gemeint ist damit eine Versammlung von (meistens) Bischöfen und anderen, die in der Kirche Verantwortung tragen. Dies kann auf den verschiedenen Ebenen der Kirche geschehen. Sowohl in den Kirchen des Ostens (z. B. orthodoxe Kirchen) als auch in den reformatorischen Kirchen sind Synoden stark in der Organisationsstruktur verankert. In der katholischen Westkirche – der sogenannten „Lateinischen Kirche“ – ist diese Tradition etwas schwächer ausgeprägt. Und doch ist auch in der katholischen Kirche z. B. das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) sehr bekannt. Diözesansynoden kommen dagegen heutzutage seltener vor bzw. werden durch andere Formate ersetzt. In den letzten Jahren ist etwas Bewegung in die Sache gekommen: Durch Papst Franziskus, aber auch durch verschiedene Bewegungen und Initiativen in Deutschland hat das Schlagwort „Synodalität“ in der katholischen Kirche neues Gewicht bekommen. Dabei geht es auch um die Einübung einer Haltung des Beratens, des Hörens auf Gottes Geist, des Aufeinanderhörens und des gemeinsamen Entscheidens.

Konkret spielen sich dabei gerade drei Entwicklungen ab:

1. Synodaler Prozess auf weltkirchlicher Ebene

Seit 1967 findet alle drei bis vier Jahre in Rom die ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode statt, an der Vertreter aller Bischofskonferenzen weltweit teilnehmen, um über jeweils ein bestimmtes Thema zu beraten. Über die Umsetzung entscheidetder Papst. Die 16. ordentliche Generalversammlung im Jahr 2023 trägt den Titel „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“. Das heißt: Synodalität ist hier nicht nur die Methode, sondern auch das Thema und der Inhalt dieser Bischofssynode.
Zur Vorbereitung darauf hat Papst Franziskus einen synodalen Prozess gestartet, der schrittweise in drei Phasen verläuft:
Diözesane Phase: Der Prozess hat mit einer ersten Phase von Oktober 2021 bis April 2022 in allen Bistümern weltweit begonnen. Auf diözesaner Ebene werden die Ergebnisse gesammelt. Diese werden anschließend wiederum von den einzelnen Bischofskonferenzen zusammengefasst. In Rom wird dann bis September 2022 ein Arbeitsdokument (Instrumentum laboris) in einer ersten Fassung erstellt.
Kontinentale Phase: Dieses Instrumentum laboris wird dann von September 2022 bis März 2023 in insgesamt sieben kontinentalen Versammlungen (z. B. für Europa) diskutiert, die wiederum Abschlussdokumente erarbeiten. Daraus wird dann in Rom eine zweite Fassung des Instrumentum laboris erstellt
Universalkirchliche Phase: Die zweite Fassung des Instrumentum laboris stellt wiederum die Arbeitsgrundlage für die Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 dar.

Daran soll sich dann eine Umsetzungsphase auf allen kirchlichen Ebenen anschließen.

2. Synodaler Weg der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)

Nach Veröffentlichung der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch durch Priester und männliche Ordensangehörige in den deutschen Bistümern im Herbst 2018 haben sich DBK und ZdK auf die Durchführung eines Synodalen Weges verständigt, der sich mit vier Themenfeldern befasst:

• Macht und Gewaltenteilung in der Kirche Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag
• Priesterliche Existenz heute
• Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche
• Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft

Tagungsort der Synodalversammlungen ist Frankfurt am Main. Der Synodale Weg wurde mit der ersten Synodalversammlung im Dezember 2019 eröffnet und sollte ursprünglich zwei Jahre dauern. Coronabedingt war dann die zweite Vollversammlung erst im September/Oktober 2021 möglich. Die dritte Synodalversammlung findet jetzt von 3. bis 5. Februar 2022 statt. Die vierte Synodalversammlung ist dann für September 2022, die fünfte und letzte für März 2023 geplant. Das Bistum Speyer ist dabei mit Bischof Dr. Karl- Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens (beide als Mitglieder der DBK), Theo Wieder (als gewählter Vertreter des Diözesankatholikenrates) und Direktor Volker Sehy (als gewählter Vertreter des diözesanen Priesterrates) vertreten.

3. Visionsprozess und Strategieprozess des Bistums Speyer

Der Visionsprozess des Bistums Speyer ist im Herbst 2021 zum Abschluss gekommen. Die formulierte Vision wurde im November 2021 durch Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in Kraft gesetzt. Um die Vision in konkrete Handlungsfelder zu „übersetzen“, schließt sich jetzt unmittelbar ein Strategieprozess an. Bereits bis April 2022 soll die Strategie des Bistums für die nächsten Jahre feststehen. Sie beinhaltet eine neue Schwerpunktsetzung und damit auch Entscheidungen, wo und wie finanzielle und personelle Ressourcen eingesetzt oder eben nicht mehr eingesetzt werden. Bis 2030 müssen die jährlichen Ausgaben des Bistums um 30 Millionen Euro reduziert werden. In den Strategieprozess und die daraus resultierenden Entscheidungen sind die verschiedenen Beratungsgremien der Diözese, insbesondere die Diözesanversammlung, einbezogen.

Fazit:
Drei ganz unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte – aber immer geht es um das Zuhören und Beraten. Machen Sie sich selbst ein Bild. Verfolgen Sie die Prozesse über die verschiedenen Medien und geben Sie auch selbst Rückmeldung. Und begleiten Sie bitte auch alle Beratungen und Entscheidungsprozesse im Gebet. Auch das ist „Synodalität“.

Ihr Pfarrer Christoph Hartmüller

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