Ganz sicher werden sich Schnittlauch, Rhabarber, Apfel, Dill und Co. verwundert die Augen gerieben haben, als am Freitag, 23. Juni, eine stattliche Anzahl der Spezies homo sapiens in ihr Refugium „Klostergarten Otterberg“ geströmt war und jedes freie Fleckchen in Beschlag genommen hatte.
Der Anlass für diese außergewöhnliche Besitzergreifung war schnell ausgemacht, hatten doch die ehrenamtlichen Gärtnerinnen und Gärtner auf Anregung von Georg Brehm zu einem heiteren literarischen „Abendständchen“ eingeladen.
Nicht nur die Ursprünge der Klostergärten wurden thematisiert. In Lyrik und Prosa - auf hochdeutsch, aber auch mundartlich – stand der Garten im Mittelpunkt der Veranstaltung und all das, was dort liebevoll gehegt und gepflegt in Beeten und auf Bäumen üppig gedeiht: Blumen, Obst, Kräuter und Gemüse. Aber auch das Lob des Gärtners wurde in höchsten Tönen besungen. Da wünschte sich ein Buschwindröschen ein Buschwindhöschen, damit es im rauen Wind nicht allzu sehr friere, wurde die heilkräftige Wirksamkeit der „Gellerieb“ wie auch der Wohlgeschmack der Stangenbohne gerühmt. Die Vortragenden scheuten aber auch nicht vor dem „Feind im Garten“, den sie in Maulwurf, Unkraut, Schnecken und Löwenzahn erkannten, und ließen den Gartenzwerg (einst Star des bürgerlichen Vorgartens und heute eher kurioser Exot), die profane Gießkanne und den knatternden Rasenmäher in humorigen Versen hochleben.
Neben all den in Hülle und Fülle grünenden, blühenden, duftenden Pflanzen machten Barbara Schneider und Georg Brehm in Worten und das Trio „Saitenblasen“ in der Besetzung Gitarre, Tuba und Saxophon mit beschwingten Klezmermelodien für 75 Minuten einen launig-lauschigen Sommerabend zu einem unterhaltsamen, fröhlichen Vergnügen.
Das rührige Klostergartenteam zeigte sich sehr zufrieden und verwöhnte die Teilnehmer mit Snacks und Getränken.
Herzlich willkommen in unserem Garten, der an den Klostergarten der ehemaligen Zisterzienser-Abtei „Otterburg“ ( 1143—1561 ) erinnern möchte. Über vier Jahrhunderte muss in unmittelbarer Nähe der Klostergebäude ein solcher Garten existiert haben. Er wurde von den Mönchen bzw. den Konversen bearbeitet, neben der Forstwirtschaft, der umfangreichen Fischzucht und der Bestellung der Felder im Umland. Heute sind in Otterberg vom Kloster nur noch die Abteikirche und der Kapitelsaal erhalten.
Bedeutung und Entwicklung der Klostergärten
Gärten haben eine lange Tradition und gehörten seit dem frühen Mittelalter zur Grundausstattung der Klöster. Hintergrund war der Anspruch auf Selbstversorgung und Unabhängigkeit. Die Gärten lieferten der Klosterküche Gemüse, Obst und Würzkräuter. Zur Versorgung der Kranken wuchsen Heilkräuter und für die kirchlichen Feste mit Weihen und Prozessionen gab es Schmuckkräuter und Ziersträucher sowie Blumen.