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Ökumene - "Ut unum sint!"

Jesus Christus hat vorausschauend für seine Kirche gebetet, dass „alle eins seien … auf dass die Welt glaube“ (Joh 17,21). Diese christliche Einheit war von Anfang bedroht, wie Paulus in seinen Briefen verdeutlicht. Über die Jahrhunderte kam es immer wieder zu Spaltungen, manchmal wegen echter Lehrstreitigkeiten (Göttlichkeit Jesu, Dreifaltigkeitslehre, Sakramentenverständnis etc.), manchmal eher wegen kultureller Missverständnisse und Differenzen. 

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© by: Bistum Speyer, bistumsjubilaeum-domnapffuellung

Neben dem morgenländischen Schisma mit der orthodoxen Kirche (11. Jh.) ist für Europa besonders das abendländische Schisma von Bedeutung, die Reformation des 16. Jahrhunderts, die den Kontinent in verschiedene Konfessionen zerriss und die katholische Kirche des Westens als „altgläubig“ erscheinen ließ. Kriege wurden im Namen der wahren Lehre gegeneinander geführt, was schließlich die Säkularisierung der westlichen Gesellschaften bewirkte, die mehr oder weniger strikte Trennung von Staat und Kirche.

Das Zweite Vatikanum hat für die römisch-katholische Kirche das unermüdliche Streben nach der Rückgewinnung der Glaubenseinheit zum Programm gemacht. Alle Päpste seither, die von Christus den Auftrag haben „die Brüder im Glauben zu stärken“ (Lk 22,32), bemühten sich um Fortschritte im ökumenischen Dialog. Herausragend ist die Enzyklika „Ut unum sint“ vom hl. Papst Johannes Paul II. (1995). Viel theologische Arbeit wurde geleistet, um zu den wahren Divergenzen vorzustoßen und nur Zeitbedingtes des 16. Jahrhunderts auszusondern. Die Dialoge führten zu wichtigen Dokumenten über das Gemeinsame und Trennende im christlichen Glauben („Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, 1999), die allerdings im protestantischen Bereich nur teilweise Anerkennung fanden und vom römischen Lehramt mit Anmerkungen gegen Missverständnisse abgesichert wurden. Aufschlussreich war die Aufregung um das römische Dokument „Dominus Jesus“ (2000) über den Religionspluralismus, in dem beiläufig das unterschiedliche Verständnis von „Kirche“ angesprochen wurde. Seither erscheint die inhaltliche Annäherung fragwürdig. 

Ökumene spielt sich in den letzten Jahrzehnten zumeist auf der Ebene des guten Willens ab, in öffentlichkeitswirksamen Gesten und Aktionen. Die Glaubenslehre bleibt oft außen vor, doch ohne sie ist eine volle Gemeinschaft unmöglich, eine Abendmahlsgemeinschaft ausgeschlossen. Vielen erscheint heute Ökumene als problemlos, da sie die Glaubensinhalte nicht mehr für wichtig halten. „Toleranz statt Bekenntnis“ lautet das Motto modernen Christseins.

Die Päpste halten am Ziel der vollen Einheit der Kirche fest, während von evangelischer Seite oft eine „versöhnte Verschiedenheit“ angestrebt wird. Papst Franziskus strebt ebenso eine sichtbare Einheit im Glauben an, bei den Sakramenten und Weiheämtern. Dies erscheint allerdings in weiter Ferne bzw. geradezu unmöglich, betrachtet man die protestantischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte: Die weitere Entleerung des Amtsbegriffs (bzgl. Priestertum, Bischofs- und Papst-Amt), die Unbestimmtheit beim Abendmahlsverständnis, die Differenzen im moraltheologischen Bereich (Bewertung von Abtreibung, Euthanasie, Homosexualität, Ehe) etc.  

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Deutschlandbesuch 2011 gesagt, dass Ökumene keine Verhandlungssache sei, keine politische Kampagne, nichts, bei dem man sich auf dem kleinsten, gemeinsamen Nenner treffen könnte. Legitime Unterschiede formaler Art seien unproblematisch, aber alles, was die Lehre angehe, könne nicht beiseite gelassen werden. Kardinal Kurt Koch betont, dass nur eine intensive Nachfolge Jesu Christi einen gemeinsamen Weg miteinander eröffne. 

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Christus und sein Evangelium heute zu verkünden ist daher ein aktueller ökumenischer Auftrag, über die Trennung und Ungewissheit hinweg. Dies kann im karitativen Bereich geschehen (z.B. mit den Ökumenischen Sozialstationen), dies soll auch im Bereich der Glaubensverkündigung geschehen (gemeinsame Aktionen zur Mitteilung des Glaubens an die Öffentlichkeit, z.B. offene Bibellektüre oder öffentliche Andachten und Wortgottesdienste).
Die ehemalige Abteikirche Otterberg stand fast 300 Jahre für Trennung durch ihre Scheidemauer innerhalb eines Gebäudes, das dem Lobpreis und der Anbetung Gottes gewidmet ist. Seit 1979 bzw. 1991 steht sie als Simultankirche für die angestrebte Ökumene, bei der aus einem Nebeneinander ein Miteinander in Christo werden soll. 

Atmosphärisch ist hier schon viel geschehen, aber es handelt sich nicht einfach um einen automatisch progressiven Vorgang. Es tauchen neue Verunsicherungen auf, z. B. das weitere Auseinandertriften im Ehe-Verständnis, wo die Protestanten dem säkularen Staat folgen. 

Letztlich wird es die volle Einheit nur geben, wenn in der Feier von Abendmahl und Eucharistie Christus als wahrhaft anwesend und gemeinschaftsstiftend geglaubt wird – dann können wir als geistliche Glieder den mystischen Leib Christi bilden, seine geeinte Kirche! Die gemeinsame Anbetung Gottes ist fundamental, das uneingeschränkte Bekenntnis zu Christus und dem Heiligen Geist, zum einen, dreifaltigen Gott – daraus ergibt sich alle weitere! So kann der Herr die getrennten Christen wieder gnadenhaft zusammenführen.

KIRCHE KUNTERBUNT

Erstellt von Pastoralreferentin Christiane Kleemann-Gegenheimer | |   Ökumene

Frische Ausdrucksform von Kirche

Wir starten in unserer Pfarrei auf ökumenischer Ebene „Kirche Kunterbunt“ als eine „fresh expressions of church“, also eine frische Ausdrucksform von Kirche.
Wenn wir ehrlich sind, sitzen wir zur Zeit wie das Kaninchen vor der Schlange und schauen hypnotisiert zu, wie immer mehr Leute, auch Menschen, die jahrelang mit und für uns in der Kirche ehrenamtlich engagiert waren, genau diese verlassen.
Und wir fragen uns, wie wir Menschen wieder ansprechen und wie der Glaube sie wieder berühren könnte.
Lassen sich Kinder von der frohen Botschaft erreichen? Zusammen mit den Eltern, Tante, Onkel, Oma oder Opa? Schöne Gebäude haben wir ja in unseren  Gemeinden. Aber diese sind meistens leer oder nur zu ‘nem Drittel gefüllt.
Mehr Miteinander und mehr Gemeinschaft, könnten unsere Gemeinden dafür was tun? Bisher bietet die Kirche/bieten die Kirchen bei uns im Landkreis Kaiserslautern nicht mehr sehr viel an, was die Familien vor Ort wirklich reizt.
Genauso erging es verschiedenen anglikanischen Gemeinden in England bereits im Jahr 2004. Eine Handvoll kreativer Leute um Lucy Moore beschloss dort, etwas zu verändern. Sie experimentierten mit kreativen Stationen, mit einer Aktiv- und Feierzeit für alle Altersgruppen. Und natürlich: es musste was zum Essen geben. Die erste Messy Church war in Südengland geboren.
Zeitgleich begann in England 2004 die „fresh expressions of church“-Bewegung. Das Fresh X-Team war von der Messy Church -Idee begeistert und verbreitete sie über „Visiondays“ in ganz England und darüber hinaus. 2011 erschien Lucy Moores Buch in Deutschland und bereits damals wurde die Idee in einigen Gemeinden aufgegriffen. 2019 erschien ein weiteres Buch zur „Kirche Kunterbunt“ und seither wächst da was, nämlich die Idee und die Umsetzung, Kirche nochmal ganz anders erlebbar zu machen: 

Kirche Kunterbunt ist 

ist frech und wild und wundervoll.
ist Kirche, die Familien im Blick hat.
ist Qualitätszeit für Familien.
schafft Glaubensräume in denen das Evangelium mit allen Sinnen erlebt wird.

Sie hat besonders die 5 bis 12-Jährigen und ihre Bezugspersonen gemeinsam im Blick. Junge Familien, auch Paten und Großeltern können hier Gemeinde erleben, auch wenn sie bisher wenig Bezug zu Glauben und Kirche hatten.

Kirche Kunterbunt soll regelmäßig stattfinden.
Sie beteiligt Menschen und bringt sie ins Gespräch. Ein neues Beziehungsnetzwerk entsteht, in dem auch erste Schritte in Richtung Glaube möglich sind – für Kinder und  Erwachsene. Kirche Kunterbunt ist kein neues Kinderprogramm. Vielmehr entdecken hier Ältere und Jüngere gemeinsam neu den christlichen Glauben.

Die fünf Grundwerte:

gastfreundlich: Wir leben eine Willkommens-Kultur und heißen Neue herzlich willkommen. Fröhliche Tischgemeinschaft ist eigentlich ein altes Kennzeichen der Christen und wird neu erlebt. Gott ist der Gastgeber, wir alle sind seine Gäste. 

generationenübergreifend: Erwachsene lernen von Kindern. Sie stellen oft die ehrlichen und tiefen Fragen. Kirche Kunterbunt ist kein Kinderprogramm mit Erwachsenen- Aufsicht. Bei den Stationen während der Aktiv- Zeit und bei der Feier- Zeit werden Jüngere und Ältere gleichzeitig angesprochen.

kreativ: Beteiligung wird bei Kirche Kunterbunt ganz großgeschrieben. Die Grundhaltung ist nicht ein „Wir für euch“, sondern ein „Wir mit euch“. Ein gemeinsamer Lern-Raum eröffnet sich zum Entdecken des Evangeliums mit allen Sinnen und auf ganz kreative Weise. 

fröhlich feiernd: Kirche Kunterbunt ist eine charmant chaotische „Auszeit“ im Alltag. Gemeinsam feiern wir die Gegenwart Gottes. Wir erleben Gemeinschaft, genießen miteinander das Essen und entdecken, wie kreativ wir sind.

christuszentriert: Kirche Kunterbunt ist ganz weit offen – und hat doch eine klare Mitte. Der Glaube an Christus kommt nicht belehrend daher, sondern stiftet Gemeinschaft und kann ohne Zwang ausprobiert und erlebt werden.

Daher sind wir in unserer Pfarrei Mariä Himmelfahrt mit Kirche Kunterbunt ökumenisch unterwegs und freuen uns schon sehr, dass es am 11. Mai in Weilerbach losgeht. Weitere Termine sind am Sonntag, 8.09. in Rodenbach und am Samstag, 16.11. in Otterbach geplant, jeweils von 14-17 Uhr.

 

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