Bei 1+1+1=1 würde jeder Lehrer sofort einen Fehler anstreichen.
Dreifaltigkeit ist "höhere Mathematik", nämlich göttliche Ordnung. Aber es bleibt nicht einfach nur eine sich selbst genügende Ordnung sozusagen innerhalb von Gott. Dreifaltigkeit sagt, dass Gott sich selbst dieser Welt in ganz vielfältiger, kreativer und dynamischer Weise schenkt - ohne dabei diese göttliche Ordnung zu verlieren. Es ist sozusagen Struktur in Dynamik, Beständigkeit in Bewegung, Tradition in Innovation.
Wir Menschen suchen ja beides: Wir suchen Beständigkeit, aber zugleich auch Veränderung. Wir brauchen Stabilität und Ordnung (auch Friedensordnung!), aber zugleich sehnen wir uns nach Erneuerung und Innovation. Das gilt für jeden einzelnen, aber auch für die Kirche.In Gott sind es keine Widersprüche, das eine schließt das andere nicht aus. Gott ist in sich vollendete und perfekte Ordnung, verschließt sich aber nicht in sich selbst, sondern verschenkt sich in Liebe. Für diese "geordnete Dynamik" findet sich einem alten Hymnus der Begriff der "sobria ebrietas", der nüchternen Trunkenheit, die der Geist schenkt.
Ein Widerspruch?
Nicht für den dreifaltigen Gott.
In diesem Sinne allen einen gesegneten Dreifaltigkeitssonntag - in Ordnung, die uns Halt gibt, und Dynamik, die uns frei macht - vielleicht auf dem Otterberger Frühlingsfest (in "nüchterner Trunkenheit").
Ihr Pfarrer
Christoph Hartmüller
Bild: Drei-Hasen-Fenster im Kreuzgang des Paderborner Doms, ein altes Symbolbild für die Dreifaltigkeit
Bild: Bernhard Bauer In: Pfarrbriefservice.de