Agnes, die Reine

Ist es Ihnen schon einmal aufgefallen?
Manche Bischöfe tragen ein liturgisches Kleidungsstück, das nicht alle Bischöfe tragen und auch der Pfarrer vor Ort nicht. Es ist eine weiße, etwa vier bis sechs Zentimeter breite Wollstola. Ringförmig wird sie über dem Messgewand getragen, ist mit 6 Kreuzen bestickt und die Enden hängen vorne und hinten herunter. Die 6 Kreuze symbolisieren die 5 Wundmale Christi und seine Kopfwunde durch die Dornenkrone. Es ist das sogenannte Pallium, das der Papst trägt als Zeichen seines universalen Hirtendienstes. Er verleiht es jedes Jahr an die im letzten Jahr ernannten Erzbischöfe, die dadurch mit ihm besonders verbunden sind. Es symbolisiert das verlorene und wieder gefundene Schaf, das der Gute Hirte auf seinen Schultern trägt sowie das göttliche Opferlamm, das auf dem Altar des Kreuzes zum Heil der Menschen geschlachtet wurde.
Dieses Pallium wird aus der Wolle der sogenannte „Agnes-Lämmer“ gewoben. Der Gedenktag der hl. Agnes feiert die Kirche am Ende dieser Woche, am 21. Januar. Die heilige Agnes wird schon sehr früh als Märtyrerin in der Kirche geehrt. Wer schon einmal in Rom gewesen ist hat sicherlich „ihre“ Kirche schon einmal besucht: Sant'Agnese in Agone an der Piazza Navona. Dort soll sie als Märtyrerin wie ein Lamm getötet worden sein, weil sie sich als 13-Jährige weigerte, sich mit dem Sohn des Stadtpräfekten Symphronius zu verloben. Sie sei schon verlobt, antwortete sie auf mehrfache Nachfrage des Jünglings: ihr Verlobter sei Jesus Christus.
Auch über ihrem Grab gibt es eine sehr bekannte Kirche. Eltern und Freunde begruben Agnes in einer heute nach ihr benannten Katakombe an der Via Nomentana, über der dann die Kirche Sant'Agnese fuori le mura erbaut wurde. Dort werden die Lämmer gesegnet, aus deren Wolle dann die Pallien der Erzbischöfe gewebt werden, die ihnen der Papst zu ihrer Investitur überreicht. 

Ihr Kooperator
Harald Fleck, Pfarrer