Zum Inhalt springen

Jahresrückblick 2022

Erstellt von Pfarrer Dr. Christoph Hartmüller | |   Top 1

Und wo ist der Friede?

Auch in diesem Jahr erklingt in der Heiligen Nacht die Botschaft der Engel vom Frieden auf Erden. Das Jahr  2022 hat auf erschreckende Weise deutlich gemacht, wie brüchig und zerbrechlich jeder  menschengemachte Frieden ist. Kein Ereignis hat 2022 die Menschen mehr erschüttert, beunruhigt, bedroht  und verängstigt als der Krieg in der Ukraine. Auch wenn dieser Krieg genau genommen bereits  2014 begonnen hatte (Krim und Ostukraine), ist er erst durch den massiven russischen Einmarsch ab dem  24. Februar 2022 in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt. Noch immer ist kein Friedensschluss  in Sicht, noch immer sind Millionen Menschen auf der Flucht, noch immer leben Menschen  an vielen Orten der Ukraine ohne Strom, Heizung und Wasser, in ständiger Angst vor Folter, Vergewaltigung  und Mord.
Die weltweite Anteilnahme ist groß; Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine,  besonders auch mit denen, die zu uns geflüchtet sind, gab und gibt es auch in unserer Pfarrei. Das  ursprünglich monatliche ökumenische Friedensgebet in der Abteikirche Otterberg findet seit Ende Februar  jede Woche statt und immer findet sich ein Kreis von Betern. Es musste noch nie abgesagt werden, weil  sich niemand gefunden hätte, der es vorbereitet hätte. Auch die Versorgung mit den lebensnotwendigen  Dingen sowie die Schaffung von Möglichkeiten der Begegnung gehören dazu. Selbst wenn die meisten  Ukrainer (überwiegend sind es Frauen und Kinder) so schnell wie möglich wieder in ihre Heimat zurückkehren wollen, ist es uns wichtig, dass sie jetzt hier bei uns dazugehören. So gehörte beispielsweise zum traditionellen ökumenischen Gottesdienst am Landschaftsweiher in Katzweiler auch ein ukrainisches Gebet.
Das Thema wird uns weiterhin begleiten und beschäftigen und (leider!) auch 2023 einen Schatten auf alles  andere werfen. Ein kleiner, aber zu verschmerzender Nebeneffekt ist, dass aufgrund der durch den  Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise unsere Kirchen im Winter nur noch sehr eingeschränkt beheizt werden können. Aber natürlich ist das angesichts des unermesslichen Leids der Zivilbevölkerung in der Ukraine –  und in vielen anderen Regionen dieser Welt, die leicht aus dem Blick geraten – kaum der Rede wert.
Dafür hat sich im Laufe des Jahres 2022 die Corona-Lage wieder weitgehend entspannt. War die Sternsingeraktion Anfang des Jahres auch diesmal nur eingeschränkt möglich, sind mittlerweile so gut wie  alle Aktivitäten wieder in der früheren Form möglich. Das galt bereits für die Feier der Erstkommunion nach  Ostern. Der Hungermarsch am 2. Oktober führte in diesem Jahr von Schallodenbach zur Sonnenuhr auf dem Reiserberg. Am 9. Oktober kam Weihbischof Otto Georgens nach Otterberg und firmte 30 Jugendliche in der Abteikirche.
In diesem Jahr konnte die Vorbereitung auf die Firmung wieder komplett in Präsenzform stattfinden. Kulturell tut sich einiges: Im Otterberger Kapitelsaal konnten schon mehrere kleine Konzerte, Vorträge und Ausstellungen stattfinden. Für die Wintermonate wird der Kapitelsaal für die Gottesdienste (auch die evangelischen) genutzt.
Die zahlreichen musikalischen und sonstigen Veranstaltungen in der Adventszeit können nach zweijähriger Unterbrechung in diesem Jahr wieder stattfinden und geben dieser Zeit ihren besonderen Zauber.
Nach fast drei Jahren Pandemie merken wir aber mittlerweile, dass sich nicht einfach nahtlos an die Situation vor Corona anknüpfen lässt. Der Gottesdienstbesuch ist massiv eingebrochen. Die Nachwuchssorgen vieler Gruppierungen haben sich verstärkt. Die teilweise nur noch sehr wenigen Ehrenamtlichen sind überlastet, weil sie kaum noch Unterstützung finden. Die Pfarrgremienwahlen im Oktober 2023 stellen uns vor eine große Herausforderung. Auch die Zahl der Kirchenaustritte steigt immer mehr an; die Zahl der Amtshandlungen geht zurück.
Dies zeigt die folgende Statistik:

• 7.706 Katholiken
• 53 Taufen
• 65 Erstkommunionen
• 30 Firmungen
• 5 Eheschließungen
• 78 Beerdigungen
• 132 Austritte

Aber natürlich gibt es auch gute und hoffnungsvolle Nachrichten: In der Kita Arche Noah Otterbach hat  Frau Olga Schäfer – nach dem Ausscheiden von Frau Christiane Wenz – zum 1. Juli die Leitung  übernommen. Wir freuen uns über die neue Leiterin und wünschen ihr für ihre wichtige Tätigkeit Gottes  reichen Segen. Beide Kitas – neben der in Otterbach auch die Kita Regenbogenland Schallodenbach –  wurden im Juni mit dem KTK-Qualitätsbrief ausgezeichnet, nachdem sie im Jahr 2021 erfolgreich die  Evaluation durchlaufen hatten. Somit ist nun auch offiziell dokumentiert, dass in unseren Kitas  qualitätsvolle Arbeit geleistet wird.
Die jahrelange Arbeit am Pastoralen Konzept konnte (endlich!) abgeschlossen werden. Nachdem einige geforderte Änderungen eingearbeitet wurden, erteilte das  Bischöfliche Ordinariat die Zustimmung. Der Pfarreirat setzte das Pastorale Konzept im November in Kraft. Dieses soll in den nächsten Jahren die pastorale Arbeit in unserer Pfarrei prägen. Zugleich zeichnet sich ab, dass sich viele Voraussetzungen schon wieder massiv geändert haben.
Für alle überraschend legte der  bisherige Generalvikar Andreas Sturm am 13. Mai sein Amt nieder und trat aus der katholischen Kirche aus. Er wirkt nun als Priester in der alt-katholischen Kirche. Sein Nachfolger wurde Markus Magin, bisher (und auch immer noch) Regens des Priesterseminars Speyer. Auf Bistumsebene wurden mit dem Strategieprozess die Weichen für umfangreiche Sparmaßnahmen gestellt. Bis zum Jahr 2030 müssen im Bistumshaushalt 30  Millionen Euro eingespart werden, damit das Bistum dauerhaft zahlungsfähig bleibt. Was das im Detail  bedeutet, wird sich in den nächsten Monaten klären.
Der Synodale Weg in Deutschland erlebte im Jahr 2022 zwei weitere Synodalversammlungen (im Februar und im September). Mit der fünften und letzten Synodalversammlung im März 2023 wird dieser Weg enden. Beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im November 2022 in Rom wurden jedoch tiefgreifende Differenzen mit dem Heiligen Stuhl über mehrere der beim Synodalen Weg behandelten Themen offenkundig.
Es bleibt insbesondere die Frage, inwieweit sich die Themen des deutschen Synodalen Weges mit der von Papst Franziskus initiierten Weltsynode verbinden lassen, deren diözesane Phase mittlerweile abgeschlossen ist und die nun in die kontinentale Phase eintritt. Das synodale Treffen auf europäischer Ebene wird im Februar 2023 in Prag stattfinden.
Papst Franziskus – er vollendete kurz vor Weihnachten sein 86. Lebensjahr – kann bedingt durch ein Knieleiden seit Monaten nur noch sehr schlecht laufen und benutzt oft einen Rollstuhl. Trotzdem lässt er sich in seinem Elan kaum bremsen. 2022 unternahm er vier Auslandsreisen (Malta, Kanada, Kasachstan, Bahrain). Wegen der Knieprobleme musste eine geplante Reise in die Demokratische Republik Kongo und nach Südsudan jedoch verschoben werden; sie soll nun Ende Januar/ Anfang Februar 2023 stattfinden.

Und wo ist der Friede?
Die Erfahrung zeigt, dass menschengemachter Friede immer begrenzt und brüchig ist – so wie alles, was  Menschen in die Hand nehmen. Der weihnachtliche Friede kommt allein von Gott. Auf ihn sind wir  angewiesen, auf ihn allein können wir bauen. Und er weiß um unsere Bedürftigkeit, unsere Not, unsere  Sehnsucht und unseren guten Willen.
Er wird Mensch, um unter uns Menschen zu leben, zu leiden, zu  sterben – und dann zum neuen Leben aufzuerstehen.
Gebe Gott, dass wir dies auch im Jahr 2023 spüren dürfen – damit es ein gesegnetes Jahr werde, erfüllt von dem, was die Engel in Betlehem verkünden:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14)

Ihr Pfarrer Christoph Hartmüller

Zurück